Ausrüstung Kaufberatung

Der »Motor« des Canadiers

Stechpaddel sind das Handwerkzeug für jeden Canadierfahrer – und sein Antrieb für zahllose Kilometer. Beim Kauf gibt es einiges zu beachten.

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Das richtige Stechpaddel ist auf Dauer für genussvolle Canadiertouren unabdingbar – egal, was du geplant hast, das Paddel kann bei deiner Tour einen großen Unterschied machen. Canadierpaddel gibt es in den verschiedensten Längen, Materialien, Gewichten und Preisen. Blattform, Design und Verarbeitung spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle bei der Wahl des Paddels. Aber keine Sorge, der Kauf eines Kanupaddels ist kein kniffliges Rätsel.

Die richtige Länge

Auf den ersten Blick ist ein Canadierpaddel nur ein halbes Kajakpaddel, aber das hält einer ernsthaften Betrachtung nicht stand. Im englischsprachigen Raum heißt es: »Half the paddle, twice the man!« Schwierig zu übersetzen und nicht ganz up to date und gendergerecht, aber es kommt der Wahrheit nahe und drückt ehrliche Bewunderung aus, wenn sich ein Kanute freiwillig auf ein Paddel mit nur einer Blattfläche beschränkt. Grundsätzlich gilt: Ein Stechpaddel dient zur Fortbewegung eines Canadiers und wird auch Kanupaddel oder Canadierpaddel genannt. Canadier wurden ursprünglich von nordamerikanischen Indianern als Fortbewegungsmittel genutzt. Große und schwere Lasten konnten damit leicht durch die dicht bewaldeten und unwegsamen Gebiete Nordamerikas transportiert werden. Das Stechpaddel besteht aus einem dünnen Schaft, an dessen einen Ende das Paddelblatt befestigt ist. Der Übergang von Schaft zu Paddelblatt heißt Schaftwurzel oder Blattwurzel. Am anderen Ende des Paddels befindet sich ein Griff oder Handknauf. Das Paddeln damit ist (eigentlich) keine Kunst: Eine Hand fasst den Schaft, die andere den Knauf, dann taucht man das Paddel üblicherweise immer auf derselben Seite ins Wasser. Im Tandem paddelt einer links, der andere rechts. Für ein ermüdungsfreies Paddeln kann man regelmäßig die Paddelseite wechseln. Für den Geradeauslauf ist das nicht nötig, aber das ist ein ganz anderes Thema!
Für einen effizienten Paddelschlag ist die »richtige« Länge eines Paddels der entscheidende Schlüssel. Ein zu kurzes oder zu langes Paddel lässt dich meist schneller ermüden. Wenn über die Länge eines Stechpaddels gesprochen wird, bezieht sich dies auf die kombinierte Länge von Griff, Schaft und Blatt. Die ideale Paddellänge hängt von vielen Faktoren ab: von der eigenen Paddeltechnik, dem Kanutyp, der Sitzhöhe und der Körpergröße. Es gibt zahlreiche Faustregeln und Hilfestellungen, um die richtige Länge zu ermitteln, doch kaum eine ist perfekt. Idealerweise probierst du das Paddel auf dem Wasser in deinem Kanu aus. Dann bekommst du das beste Gefühl für die richtige Länge. Für den ersten Anhaltspunkt gibt es aber eine einfache Faustregel: Körpergröße minus circa 30 Zentimeter. Wenn du stehst, sollte das Stechpaddel zwischen Brustbein und Kinn enden. Noch etwas präziser: Setz’ dich mit geradem Rücken auf einen Stuhl und halte das Paddel senkrecht, so dass der Griff den Boden zwischen deinen Beinen berührt, während das Blatt in der Luft ist. Deine Augen sollten sich auf gleicher Höhe mit der Schaftwurzel (Übergang des Schafts auf das Paddelblatt) befinden. Eine genaue Längenbestimmung ist nur in deinem Canadier möglich: Wenn das Paddelblatt vollständig im Wasser ist, sollte der Griff des Paddels je nach Fahrweise zwischen Schulter- und Augenhöhe sein.
Wenn die grobe Länge passt, geht es ans Feintuning der Paddellänge. Sie richtet sich unter anderem nach der Bootshöhe: Bei flachen Booten darf das Paddel kürzer sein, bei hohen Sitzpositionen wählst du ein längeres. In einem breiten Kanu greifst du ebenfalls zu einem längeren Paddel. Wie ist deine Sitzposition? Wenn du im Knien paddelst, kann das Paddel tendenziell kürzer sein, als wenn du im Sitzen unterwegs bist. Der Hintermann oder die Steuerfrau wählt zumeist ein etwas längeres Paddel, das sorgt für einen besseren Hebel zum Manövrieren. Ein längeres Paddel ist aber auch dort am besten, wo du lange, kräftige Schläge ausführen kannst und nicht schnell manövrieren musst – zum Beispiel auf Seen oder großen Flüssen. Kürzere Paddel hingegen sind hervorragend für Touren in leichtem Wildwasser oder auf kleinen Flüssen mit vielen Kurven. Du suchst ein Stechpaddel für deinen Kanu-Nachwuchs? Spezielle Kinderpaddel sind kürzer, haben einen dünneren Schaft und schmale Griffe, passend für kleine Kinderhände.

Üblicherweise taucht das Stechpaddel immer an einer Seite ins Wasser. Für ein ermüdungsfreies Paddeln kann man aber regelmäßig die Seite wechseln.

Das Gewicht

Keule oder Paddel? Der Unterschied liegt im Gewicht! Gängige Stechpaddel wiegen etwa zwischen 500 und 1000 Gramm. Kurz gefasst gilt für fast alle Paddel: je leichter, desto besser! Ein Paddel mit geringerem Gewicht bedeutet weniger Ermüdung während eines langen Kanutages. Bei jedem einzelnen Schlag musst du mit einem leichten Paddel weniger Gewicht stemmen. Auch wenn es sich meist nur um wenige hundert Gramm Unterschied handelt, in der Summe aller Paddelschläge über eine komplette Kanutour verteilt, kann das eine Menge Kraft sparen. Für lange Strecken oder sportliche Touren ist ein leichtes Paddel absolut empfehlenswert.
Gewicht ist aber nicht alles! Je nach Einsatzgebiet und Gewässer bist du womöglich mit einem robusteren Paddel besser beraten, das in der Regel auch etwas schwerer als ein leichtes Hochleistungspaddel ist. In seichten Gewässern oder im Wildwasser musst du immer mit Grund- und Felsberührungen rechnen. Dann ist ein robustes, steifes (schwereres) Paddel von Vorteil. Letztlich gilt für fast jedes Paddel: Je leichter es ist, desto mehr Euro musst du dafür hinlegen.

Stechpaddel-Einsatz im Wildwasser. Foto: Gatz-Kanus

Die Blattform

Nüchtern betrachtet schaut ein Stechpaddel wie ein überdimensionaler Eislöffel aus, aber der Teufel steckt im Detail. Form und Funktion eines Stechpaddels können sehr unterschiedlich sein, aber zum Glück gibt es den Leitsatz: »Form follows function!« Soll heißen: Die Form ist das Resultat der Funktion, und man versteht recht schnell die kleinen, aber feinen Unterschiede. Ein größeres Blatt erfordert mehr Muskelkraft, dafür bekommst du mit jedem Schlag mehr Vortrieb. Kurze, breite Paddelblätter sind effektiver beim Steuern des Bootes und haben weniger Tiefgang. Deshalb eignen sie sich hervorragend zum Wildwasserpaddeln oder für Touren auf seichten Gewässern. Lange und schmale Paddelblätter sind kräfteschonend und ideal für lange Touren auf großen Fließgewässern oder Seen, da die Paddel »soft« ins Wasser eintauchen. Das musst du zwar mit einer etwas höheren Schlagzahl ausgleichen, aber jeder Schlag erfordert weniger Kraftaufwand. Das schont auf lange Sicht deine Handgelenke und Schultern, besonders wenn du ein schwer beladenes Boot paddelst. Gekehlte Paddelblätter (wie ein flacher Löffel) bieten bei gleicher Blattgröße einen besseren Vortrieb als ungekehlte Paddelblätter (symmetrisch und flach). Am Ende hängt die Blattgröße auch von deiner Kraft ab. Muskelprotze wählen große Blattflächen, kleinere und nicht so kräftige Paddler wählen besser Paddel mit kleineren Blattflächen.

Griff und Schaft

Wie gut das Paddel in deiner Hand liegt, hängt natürlich auch von der Griffform des Paddels ab, denn mit dem Griff kontrollierst du die Blattstellung und die Wirkung deines Paddelschlags. Es gibt zwei gebräuchliche Griffformen an Stechpaddeln: den traditionellen Palm-Griff und den T-Griff. Die Tropfenform des Palm-Griffs liegt gut in der Hand des Paddlers. Die Griff-Form passt sich der Handfläche ganz natürlich an und ist bequem für lange Fahrten. Palm-Griffe werden fast ausschließlich bei Holzpaddeln verwendet. Der T-Griff gibt dir ein Maximum an Kontrolle beim Paddelschlag. Das bedeutet einen sicheren Griff und präzises Steuern. Er ist erste Wahl bei sportlich orientierten Paddlern und Wildwasser-Kanuten.
Auch der Paddelschaft bestimmt das Handling. Viele Stechpaddel haben einen runden und geraden Schaft, aber es gibt auch Paddel mit ovalem Schaft. Ovale Schäfte sorgen für einen bequemeren Griff und festeren Halt als die traditionelle runde Form. Vor allem in bewegtem Wasser, wenn du Gespür und Kontrolle beim Führen des Paddels benötigst, ist ein ovaler Schaft von Vorteil. Manche Paddelschäfte sind teilbar. Zwei- oder mehrteilige Paddel haben ein kleineres Packmaß, sind leicht zu verstauen und praktisch für den Transport. Sie sind beliebt für die Mitnahme in den Urlaub, für Falt- und Schlauchboote oder als Reservepaddel.

Palm-Griff oder T-Griff: Probieren geht über studieren.

Das Material

Ahorn, Esche, Kirsche oder Walnuss? Die Wahl des passenden Paddels ist sicher nicht so verzwickt wie die Auswahl eines Zauberstabs! Am Ende ist das Paddel sogar aus Aluminium oder Glasfaser? Schließlich ist es möglicherweise doch wie in einer magischen Welt: Das passende Paddel findet dich! Probierst du verschiedene Paddel aus, wirst du schnell feststellen, welche Materialien dir entgegen kommen. Das Einsatzgebiet deines Paddels (Binsenbummeln, Touring oder Wildwasser) engt die Auswahl weiter ein. Stechpaddel werden normalerweise entweder aus Holz, aus einem Verbundwerkstoff (zum Beispiel GfK oder Carbon) oder aus einer Kombination aus Alumimiumschaft und Kunststoffblatt hergestellt. Immer noch auf Platz 1 der Beliebtheitsskala sind Holzpaddel, die Klassiker beim Kanufahren. Holzpaddel liegen zumeist schön in der Hand, verfügen über natürlichen Auftrieb und fühlen sich auch bei Kälte warm an. Dazu punkten sie in der Regel mit tollem Design und echter Trapper-Optik.
Synthetische Materialien können mit dieser Natürlichkeit, Flexibilität und Wärme nicht mithalten. Allerdings erwarten Holzpaddel eine pflegliche Behandlung und einen erhöhten Pflegeaufwand. Dazu gehört gelegentliches Schleifen und Lackieren, um Beschädigungen durch eindringendes Wasser zu vermeiden. Die verschiedenen Holzarten unterscheiden sich nicht nur in ihrem Aussehen, sondern auch in ihrem Handling. Holzpaddel aus Esche sind sehr langlebig, sie halten auch raueren Bedingungen stand. Ahorn ist robust und flexibel, Kirsche ist haltbar und leicht. Walnuss ist steif, relativ schwer und eher teuer, überzeugt aber mit toller Optik. Paddel aus laminiertem Holz sind nicht mit traditionellen Holzpaddeln zu vergleichen. Laminate kombinieren oft die besten Eigenschaften verschiedener Weich- und Harthölzer. Sie bestehen aus miteinander verleimten Holzstreifen und können hohl sein oder aus einer Mischung aus schwereren und leichteren Hölzern bestehen, so dass sie oft weniger wiegen und steifer sind. Was laminierte Holzpaddel an Flexibilität und Stoßdämpfung einbüßen, machen sie durch ihre Stärke und Vielseitigkeit wieder wett. Eine Glasfaserschicht über dem Blatt sorgt meist für zusätzliche Festigkeit, zusätzlich haben laminierte Holzpaddel oft einen Kantenschutz zur Verbesserung der Haltbarkeit. Generell sind Holzpaddel (egal ob laminiert, oder nicht) ideal für den Einsatz auf Seen und tiefen Flüssen geeignet. Weniger prädestiniert sind sie für flache und steinige Gewässer, denn Holzpaddel nutzen sich bei Grundberührungen schneller ab.
Wenn du ein erschwingliches, robustes und langlebiges Paddel suchst, dann greife zu einem Paddel aus Kunststoff. Materialien wie Nylon, Polyethylen, ABS und Urethan werden zur Herstellung langlebiger, flexibler, wartungsarmer und in der Regel preisgünstiger Paddelblätter verwendet. Diese Paddel werden häufig in Kombination mit einem robusten und preiswerten Aluminiumschaft gefertigt. Diese Art von Stechpaddel ist vielleicht weniger komfortabel und ansprechend als Holz, dafür aber sehr stabil. Sie sind hervorragend geeignet im leichten Wildwasser, auf seichten Gewässern und als Einsteigerpaddel. Auch Kanuverleiher setzen oft auf die beständigen Allroundpaddel. Für sehr sportliche Paddler kommen eigentlich nur Kanupaddel aus Verbundwerkstoffen wie Carbon, Aramid und Fiberglas in Frage. Diese Paddel sind extrem leicht und stabil, bieten viel Vortrieb und Kontrolle. Sie werden häufig beim Wildwasserpaddeln oder im Rennsport verwendet. Diese leistungsstarken Paddel sind in der Regel teurer als Paddel aus Holz oder Kunststoff/Aluminium.

Fazit: Auf den ersten Blick mag das Angebot an Stechpaddeln schwer überschaubar sein, aber wenn du dir vor dem Kauf Gedanken über Einsatzgebiet, Performance und Budget machst, kannst du die Auswahl bestimmt auf wenige Favoriten eingrenzen. Wenn du dann noch die Möglichkeit hast, die unterschiedlichen Paddel auszuprobieren, dann findest du bestimmt das richtige Stechpaddel für dich!

Hier gibt es Stechpaddel (Auswahl)

Spezialisten:
Kober & Moll, www.kober-moll.com
Werner Paddles, wernerpaddles.com

Rundum-Ausstatter:
Arts Outdoors, arts-outdoors.de
Blue & White, www.outdoorcenter.de
Gatz Kanus, www.gatz-kanus.de
Grabner, www.grabner.com
Lettmann, www.lettmann.de
Palm, palmequipmenteurope.com
Out-Trade, faltboot.de
Wavecrest, www.canoes.de
Zegul, zegul-europe.com

Fachhändler:
Denk Outdoor, denk-outdoor.de
EKÜ, ekue-sport.de
Kajak Hütte, kajak-huette.de
Mega Sports, www.mega-sports.com
River Store, iselriverstore.com
Sport Schröer, sport-schroeer.de