Fenster zu? Oder Fenster auf? Diese Frage stellt sich im Glutsommer 2022 allen Autofahrern auf dem Weg in den Urlaub – zumindest all den Unglücklichen, denen ihre alte Karre nicht die Gnade einer Klimaanlage gewährt. »Fenster zu« bedeutet: gefühltes, langsames Ersticken in einer muffigen Sauna. »Fenster auf« bedeutet: Man hört den Motor, das Rollen der Räder über den Asphalt, den Lärm der Autobahn – aber nicht das Autoradio und nicht die Worte des Mitfahrers, außer die beiden äußern sich in Dröhn-Lautstärke. Ganz gleich, wie man sich entscheidet, die mitgeführten Wasservorräte verwandeln sich schon nach wenigen Kilometer in lauwarme Lulle, und das Schlangestehen an der Autobahnraststätte beim Kauf des verfluchten Pickerls hebt die Laune ebenso wenig. Selber schuld, wer sich in der Hochsaison in die Urlauber-Blechschlange einreiht, aber es gibt Leute, denen bleibt nichts anderes übrig. Wie dem auch sei, ansonsten läuft es heute überraschend gut auf der Autobahn A3 zwischen Nürnberg und Passau, allen Unkenrufen und Befürchtungen zum Trotz. Der Plan unserer Expedition: keinen Plan haben, keine Vorabbuchungen, keine Termine, wann wir wo zu sein haben. Ein Kajak aufs Autodach, ein Faltboot und ein Zelt in den Kofferraum und einfach losfahren. Grobe Richtung: nach Österreich ins Salzkammergut, weiter über Slowenien nach Italien an die Adria. Halten und paddeln, wo es uns gefällt. Und wo wir im reiseverrückten Sommer 2022, nach all den pandemiebedingten Einschränkungen der Vorjahre, einen Unterschlupf finden.
Österreich: Bad Aussee
Nach dem Überqueren der Grenze geht es genauso glatt und genauso heiß weiter. Beim Traunsee verlassen wir die Autobahn und merken auf der verstopften Seestraße schnell: Hier ist’s uns zu voll. Also weiter nach Süden, ins ruhigere steirische Salzkammergut, wo uns das Städtchen Bad Aussee schon bei der ersten Durchfahrt verzaubert. Sogar mit der Unterkunft haben wir Glück: Der Gasthof Elisabeth wurde schon 1868 als Teil einer Kuranstalt gegründet. Genauer gesagt, der ältesten heute noch als Gebäudekomplex im Originalzustand existierenden Kuranstalt der Welt. Haus und Eingangshalle sehen entsprechend repräsentativ aus, um nicht zu sagen altehrwürdig. Die Zimmer sind einfach und sauber, verfügen allerdings nicht über eigene Toiletten und Duschen – die Anlage stammt eben aus einer Zeit, in der noch nicht jeder Reisende auf seiner eigenen Schüssel bestand. Ein gutes Zeichen: Auf dem Parkplatz unten an der Straße sind wir nicht die einzigen mit einem Kajak auf dem Dach.
Am nächsten Tag machen wir uns nach einem üppigen Frühstück auf die Suche nach einer Paddelgelegenheit. Der erste Weg führt zum Aussee, doch der stellt sich als schwer erreichbar heraus. Zwar gibt es einen Parkplatz am öffentlichen Strand, aber der erweist sich als ziemlich mickrig und ziemlich voll. Alles kein Problem für Wanderer mit einem kleinen Rucksack auf dem Rücken, für Leute, die Boote zum Wasser transportieren müssen, aber schon. Bootswagen hin oder her. Also weiter zur zweiten Möglichkeit, dem Grundlsee. Hier führt die Straße am Nordufer des lang gestreckten Gewässers entlang bis an die östliche Schmalseite, wo man mehr oder weniger automatisch beim Gasthaus Rostiger Anker landet, bei einem SUP-Verleih direkt an einem Badestrand und einem (gebührenpflichtigen) Parkplatz. Eine Stelle, wie geschaffen dafür, unsere Nussschalen für eine gemütliche Runde zu Wasser zu lassen.
Der Grundlsee
Aber zunächst schenken wir dem umliegenden Panorama die verdiente Bewunderung. Der See, Teil des UNESCO-Welterbes »Hallstatt-Dachstein Salzkammergut«, wird eingerahmt von den schroffen, verkarsteten Hängen des Toten Gebirges. Dieser bis über 2500 Meter aufragende Höhenzug gilt als das größte Kalkkarstgebiet Mitteleuropas. Ein Ehrfurcht gebietender Anblick. Mit beachtlichen Höhenunterschieden haben wir es auch im See selbst zu tun: Die ersten Meter jenseits des Ufers werden bedeckt von kristallklarem, türkisfarbenem Wasser, das karibischen Traumstränden in nichts nachsteht. Aber dann folgt eine Abbruchkante, an der es in die Tiefe geht, und das Wasser dunkelblau wird. Nicht allmählich, sondern plötzlich. Der Grundlsee ist über 60 Meter tief, und er liegt auf 708 Metern Höhe – das Wasser bleibt also frisch temperiert, auch jetzt, im Hitzesommer 2022. Mit 4,22 Quadratkilometern ist der Grundlsee der größte See der Steiermark. Das Nord- und das Südufer, die Längsseiten des langgezogenen Gewässers, erstrecken sich jeweils über etwa sechs Kilometer, die maximale Breite beträgt einen Kilometer.
Wer am Badestrand beim Rostigen Anker sein Paddel in den See stechen will, muss sich also zunächst einmal entscheiden: Steuert er zunächst das Südufer an – und somit die abgelegene, kaum bebaute Längsseite, an der sich immer wieder Gelegenheiten für kurze Pausen mit Picknick oder einem erfrischenden Bad bieten? Oder wählt er das Nordufer und paddelt zunächst entlang eines langgestreckten Badestrandes und weiter zur Ortschaft Grundlsee am nordwestlichen Ufer? Umrundet man das ganze Gewässer, oder begnügt man sich mit einzelnen Abschnitten, um danach auf der Terrasse des SUP-Verleihs einen Cappuccino oder ein kühles Bier zu genießen? Das ist ja das Schöne am unkomplizierten Paddeln auf einem See: vieles kann, nichts muss.
Übrigens ist die Schönheit des Grundlsees auch schon bedeutenden Künstlern aufgefallen: Hugo von Hofmannsthal schrieb hier 1903 seine »Sommerreise«, Richard Strauß ließ seine Oper »Intermezzo« an seinen Ufern beginnen. Allerdings haben auch weniger rühmliche Epochen der Geschichte im Grundlsee wohl Spuren hinterlassen: Wie in manch anderem Salzkammergut-See sollen auch auf seinem Grund Relikte der Nazizeit liegen, die man in den letzten Kriegstagen lieber nicht in die Hände der heran rückenden Alliierten fallen lassen wollte. Auch der nahe gelegene Toplitzsee hat in dieser Hinsicht Berühmtheit erlangt. Das Gewässer lohnt durchaus den kurzen Spaziergang vom Grundlsee aus, ist für »gewöhnliche« Kanuten allerdings gesperrt.
Nach ein paar Stunden friedvoller Paddelei packen wir unsere Siebensachen zusammen und fahren zurück nach Bad Aussee. Beim abendlichen Spaziergang durch das malerische Städtchen fällt auf, dass die Witterung mittlerweile nicht mehr einfach heiß ist, sondern drückend schwül. Eine Vorahnung auf das, was uns am nächsten Tag bevorsteht.
Weiter nach Slowenien
Am Morgen ist der blaue Himmel wie weggewischt. Eine bleierne Decke hängt über dem Tal. Bei manchen Menschen erzeugen niedrig dräuende Wolken im Hochgebirge ein Gefühl des Eingesperrtseins – Wände zu allen Seiten und darüber ein undurchdringlicher Deckel. Wie in einem Topf. Uns geht es heute auch so, und vielen anderen Gästen im Frühstücksraum des Gasthof Elisabeth ebenfalls – den ratlosen Gesichtern nach zu urteilen, mit denen sie durch die großen Fenster in die Suppe starren.
Okay, also weiter zur nächsten Station, wo sie auch sein wird. Die ersten Kilometer auf der Landstraße plätschern angenehm dahin. Aber dann stoßen wir auf die A10. Auf der berüchtigten Tauernautobahn wälzen sich halb Feriendeutschland und große Teile der Niederlande dem Mittelmeer entgegen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Regen jetzt richtig Fahrt aufnimmt. An der Raststation Tauernalm wird das ganze Elend des Hochsaison-Autourlaubers deutlich: Der Parkplatz ist hoffnungslos überfüllt, der Kauf eines Weg-Kaffees wird angesichts der Menschenmasse zur Illusion, und im WC-Bereich drängen verzweifelte Frauen und Mädchen in die Herrentoiletten.
Eigentlich wollten wir irgendwo in Kärnten Station machen, auf der Drau paddeln, auf dem Weißensee oder irgendwo sonst. Aber so nicht, also nur weiter. Vor dem Karawankentunnel brüten wir eine Dreiviertelstunde im Stau, danach passieren wir die Grenze nach Slowenien. Die Blechschlange rollt auch hier, also verlassen wir bei Lesce die Autobahn. Vorbei geht es an dem mit Touristen vollgestopften Ort Bled und dem gleichnamigen See, danach wird es ruhiger. Das Etappenziel von heute ist jetzt der Bohinj-See, ein Tipp aus der Paddelszene und ein immer noch merkwürdig unbekanntes Gewässer. Am südwestlichen Ufer liegt der Campingplatz Camp Bohinj, und den steuern wir jetzt an, genervt von der Autofahrt und dem schlechten Wetter, erfüllt von einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung, dass noch ein Plätzchen für uns frei ist, und von der Sehnsucht nach einem warmen Abendessen und ein, zwei kühlen Bierchen. Wir haben Glück: Das freundliche junge Mädel an der Rezeption heißt uns willkommen und erklärt, wir könnten uns in der Zone B des Campingplatzes eine Stelle für unser Zelt aussuchen. Was sich als nicht ganz einfach herausstellt, denn die Zone B erweist sich als steiniges, zum See hin abschüssiges Waldstück. Macht nichts, irgendwann ist ein geeignetes Plätzchen unter dem Blätterdach gefunden, halbwegs eben und ohne Steine, die später durch die Isomatte drücken. Der Himmel präsentiert sich zwar immer noch grau in grau, aber die Laune steigt trotzdem – angesichts der vielen Leihcanadier am Ufer, die uns verraten, dass wir es hier mit einem attraktiven Paddelgewässer zu tun haben. Und angesichts der Cevapcici mit Pommes im Campingplatz-Restaurant, die zwar keine kulinarische Offenbarung sind, aber alles, was sich unsere Mägen im Moment wünschen.
Klares Kleinod: der Bohinj-See
Die ganze Nacht pladdert es auf das Zeltdach, aber unsere Dackelgarage hält stand. Erst am Morgen entscheiden sich die Wolken, jetzt genug geheult zu haben. Zwischendurch machen sie sogar der Sonne Platz. In diesen Momenten glitzert der See wie eine Verheißung, und die umgebenden Berghänge spiegeln sich im glatten Wasser. Der Bohinj-See, zu deutsch auch Wocheiner See, ist Teil des Triglav-Nationalparks. Er erstreckt sich über eine Fläche von 3,18 Quadratkilometern, liegt auf einer Höhe von 525 Metern, ist etwa 4100 Meter lang und rund 1200 Meter breit. Gerade mal ein Häppchen für ambitionierte Kanuten. Ein entspanntes Vergnügen für Genusspaddler und Familien. Wie der Grundlsee ist auch dieses Gewässer geprägt von einem scharfen Gegensatz in der Uferzone: erst helles, absolut klares Wasser, dann eine scharfe Abbruchkante und ab dort eine dunkelblaue, unter den Wolken fast unheilvoll wirkende Oberfläche. Unter Wasser für ein Süßgewässer spektakuläre Sichtweiten. Ein Wunder eigentlich, dass dieser See unter Tauchern nicht bekannter ist. Zumal reichlich Sichtungen vom Boot aus vermuten lassen, dass er ziemlich fischreich ist. Bekannt ist das Gewässer vor allem für Seesaiblinge, aber auch Forellen, Quappen, Weißfische und Elritzen kommen vor.
Wie gesagt, eine Seeumrundung ist ein Klacks, wenn man sie von der sportlichen Seite her betrachtet. Aber sie lässt sich mühelos auf mehrere Stunden ausdehnen, wenn man sich immer wieder die Zeit nimmt, tief in das klare Wasser hinab zu blicken. Die umliegenden Berghänge bewundert. Zwischendurch ein erfrischendes Bad nimmt, für das man im Optimalfall eine Tauchermaske und einen Schnorchel dabei hat. Und am Westufer ein paar Meter in die Sava Bohinjka hinein paddelt, den Ausfluss des Sees, der deutlich kälter ist als das stehende Gewässer – was man beim Übergang von See zu Fluss angesichts eines kalten Hinterns sofort zu spüren kriegt.
Wer genug hat vom Wasser, kann ein paar Meter hinter dem Campingplatz eine Seilbahn besteigen und hinauf fahren ins Gebirge zum Vogel Ski Center. Hier kann man den See aus der Vogelperspektive betrachten, eindrucksvolle Bergwanderungen unternehmen und vor der Rückfahrt an der Bergstation einen Burger mit Pommes genießen. Wieder keine kulinarische Offenbarung das Ganze. Aber wer braucht das schon, bei diesem Anblick?
Keine Bleibe in Ljubljana
So schön wie sie ist, die slowenische Bergwelt, nach drei Tagen ist’s genug mit Zelt und Schlafsackmief, löslichem Kaffee und Cevapcici. Ein leckeres Steak in einem Restaurant, danach in einem Bett schlafen, das wär’s jetzt. Und das am besten in Ljubljana (siehe Kasten). Also schrauben wir uns im Auto über wilde Serpentinen eine Bergkette hinauf, danach wieder herunter und erreichen irgendwann Sloweniens schöne Hauptstadt. Dumm nur: In der ganzen Stadt scheint es kein einziges freies Hotelzimmer zu geben. Also nur ein kurzer Stadtbummel, dann zurück ins Auto. Raus aus der Stadt, ab auf die Autobahn. Nächstes Ziel: Italien, Triest.
Bella Italia!
Immer wenn ich die Alpen überquere, atme ich bei zwei Gelegenheiten auf: wenn die Berge »nachlassen« und wenn ich die Grenze nach Italien überquere und in irgendeiner Straßenbar an der Theke meinen ersten Espresso trinke, der jetzt nicht mehr Espresso heißt, sondern einfach caffè. In diesem Fall erfolgt der Grenzübertritt ins »gelobte Land« ein paar Kilometer nördlich von Triest, und mit dieser Großstadt ist dann auch unser nächstes Ziel erreicht. Die Sonne lacht längst wieder vom Himmel, in den Straßen der Stadt steht die Hitze. Das Handy hat uns verraten, dass das nh-Hotel noch ein Zimmerchen für uns hat, gelegen in unmittelbarer Nähe der Hafenpromenade. Ein Hotel mit dem ganzen austauschbaren »Charme« einer Riesenkette, aber mit einer unglaublich gastfreundlichen Crew: Als wir nach einem geschützten Plätzchen für das Kajak fragen, räumt einer der Hausmeister den halben Fahrradkeller für uns frei.
Was folgt, ist ein gepflegter Bummel durch diese große Hafenstadt, das Tor zum italienischen Nordosten. Geprägt wird sie vom Gegensatz zwischen weitläufigen Plätzen voller Prunkbauten, beispielsweise dem Rathaus an der Piazza dell’Unita d’Italia, engen Gassen, uralten Kirchen und der Hafenpromenade, an der heute ein so gigantisches Kreuzfahrtschiff liegt, dass es die Häuser an der gegenüberliegenden Straßenseite zu erdrücken scheint. Ein Hinweis auf die Jahrtausende alte Geschichte der Stadt ist der Arco di Riccardo, das älteste Monument Triests und letzter erhaltener Bestandteil der einstigen römischen Stadtmauer. Ein Hinweis auf die bis heute ungebrochene Vitalität der Stadt sind die zahllosen, prall gefüllten Restaurants und Straßencafés. Fast scheint es, als sitze die ganze Einwohnerschaft unter freiem Himmel bei Aperol Spritz oder einem Glas vino. Nachholbedarf nach der tristen Zeit der Pandemie-Verbote? Möglicherweise. Als wir uns unten an der Hafenpromenade dazu gesellen, legt mit einem dröhnenden Hupen das Kreuzfahrtschiff ab und macht den Blick aufs Meer frei. Niemand scheint dem Koloss eine Träne nachzuweinen.
Die Mündung des Isonzo
Am nächsten Tag holen wir das Kajak aus dem Hotel-Fahrradkeller und machen uns auf die Suche nach der Mündung des Isonzo. Fündig werden wir hinter dem Städtchen Monfalcone, im 2400 Hektar großen Naturschutzgebiet der Isola della Cona. Dieses Inselchen liegt zwischen dem Canale Quarantia und dem eigentlichen Isonzo. Der komfortabelste Einstieg liegt an einem Damm nördlich des Parkzentrums. Hier führt eine Rampe durch den Uferbewuchs zum Wasser. An der hat allerdings ein Pärchen aus Dresden mit seinem VW Bully sein Quartier aufgeschlagen. Und das offenbar schon seit etwas längerer Zeit – also bugsieren wir die Boote zwischen aufgehängter Wäsche und einem gedeckten Klapptisch hindurch, wechseln ein paar freundliche Worte und stechen unsere Paddel ins grüne Wasser des Isonzo. Zunächst ein bisschen landeinwärts, dann Wende und Kurs auf die Mündung, die vom Einstieg gut fünf Kilometer entfernt ist. Bekanntlich ist der Isonzo die italienische Verlängerung der slowenischen Soča – und somit eines unter Wildwasserpaddlern legendären Flusses. Doch von Sprudelwasser ist hier, auf seinen letzten Metern, nichts mehr zu spüren. Breit und behäbig fließt er zwischen Schilfufern dahin, die zahllosen Arten Schutz und Unterschlupf bieten
Auf seinen letzten 15 Kilometern passiert der Isonzo das Naturschutzgebiet der Isola della Cona, und so konnte sich hier ein einzigartiges Ökosystem entwickeln, mit rund 650 Pflanzen- und 323 Vogelarten, darunter Reiher, Blässhühner, Stockenten, Krickenten, Knäkenten, Gänse, Möwen und Brachschnepfen – die Isola della Cona gilt als beste Birdwatching-Gegend Italiens. Das ganze flache Mündungsgebiet erinnert an die französische Camargue, und sogar Camarguepferde wurden hier vor einiger Zeit angesiedelt. Das Besucherzentrum auf der Insel informiert mit einer liebevoll gestalteten Ausstellung über das Leben im Naturschutzgebiet.
Kurz hinter dem Örtchen Punta Sdobba haucht der Isonzo schließlich in einer flachen Schwemmzone sein 136 Kilometer langes Leben aus. Direkt an der Mündung hat sich eine Untiefe gebildet, die sogenannte Möweninsel. Gemeinsam mit vielen anderen Vögeln genießt hier eine große Kolonie von Höckerschwänen ein ungestörtes Dasein. Ein Weilchen genießen wir den weiten Blick auf das Mittelmeer und die Berge dahinter. Das Ziel unserer »Expedition«, es ist erreicht. Dann heißt es »Kehrt, marsch!«, zurück zum Einstieg, zum Auto, nach Triest. Noch einmal mit Blick aufs Meer gegrillten Fisch essen. Morgen geht’s nach Hause, zurück über die Alpen. In einem Rutsch, aber sicher nicht über die A10.
Reiseinfo Grundlsee
Der Grundlsee liegt in der nördlichen Steiermark, etwa fünf Kilometer östlich des Städtchens Bad Aussee auf 708 Metern Höhe. Das Gewässer ist langestreckt, etwa sechs Kilometer lang und einen Kilometer breit. Seine Fläche beträgt sechs Quadratkilometer, was ihn zum größten See der Steiermark macht. Maximale Tiefe 64 Meter. Am nordwestlichen Ufer liegt die gleichnamige Ortschaft mit etwa 1150 Einwohnern. Der Grundlsee ist einer der Quellseen der Traun.
Ein-/Ausstieg: gebührenpflichtiger Parkplatz am Badestrand an der östlichen Schmalseite, beim Gasthof Rostiger Anker (www.rostiga-anker.at).
Gefahren: Achtung vor schnell aufziehenden Gewittern und starken Winden!
Unterkunft: Preiswerte, einfache, aber saubere und gemütliche Zimmer in altehrwürdiger Atmosphäre gibt es im Gasthof Elisabeth, gelegen einen guten Kilometer nördlich des Ortszentrums von Bad Aussee (keine eigenen Duschen und Toiletten in den Zimmern). Infos: www.gasthofelisabeth.at. Unweit des Einstiegs gibt es zwei Campingplätze: www.campinggoessl.com, www.campinggrundlsee.at. Ansonsten natürlich zahllose Pensionen und Hotels in der Umgebung.
Touristische Infos: www.steiermark.com/de
Reiseinfo Bohinj-See
Der Bohinj-See, zu deutsch auch Wocheiner See, liegt im Nordwesten Sloweniens im Gemeindegebiet von Bohinj und damit im Triglav-Nationalpark. Das Gewässer in Zahlen: Seehöhe 525 Meter, Fläche 3,18 Quadratkilometer, Länge etwa 4100, Breite etwa 1200 Meter, maximale Tiefe 45 Meter.
Ein-/Ausstieg: mehrere Möglichkeiten entlang der Uferstraße im Süden und Osten. Zahlreiche Paddler sind allerdings Gäste des Campingplatzes Camp Bohinj, und die können direkt dort loslegen.
Gefahren: Achtung vor schnell aufziehenden Gewittern und starken Winden!
Unterkunft: Campingplatz Camp Bohinj am südwestlichen Ufer. Hier gibt es auch einen Bootsverleih (hauptsächlich Canadier). Allerdings nimmt der Campingplatz keine Reservierungen an – in der Hochsaison gehört also etwas Glück dazu. Infos: www.camp-bohinj.si. Außerdem gibt es in der Umgebung einige Pensionen und Hotels.
Touristische Infos: www.slovenia.info/de
Reiseinfo Isonzo-Mündung
Der Isonzo ist gewissermaßen die italienische Verlängerung der slowenischen Soča. Die Gesamtlänge des Flusses beträgt 136 Kilometer, vor der Mündung ins Mittelmeer südlich des Städtchens Monfalcone fließt er durch die italienische Region Friaul-Julisch Venetien. Auf seinen letzten 15 Kilometern passiert er das Naturschutzgebiet des Caneo-Gebiets und der Isola della Cona – als behäbiges, breites Gewässer, das mit dem wilden Alpenfluss nichts mehr gemein hat.
Ein-/Ausstieg: Parken am besten auf dem Damm, der zur Isola della Cona führt. Ungefähr an seinem Ende führt eine kleine Rampe durch den Uferbewuchs hinab zum Isonzo.
Gefahren: eigentlich keine. Besonders in der Brutzeit sollte man Schwänen lieber nicht zu nahe kommen.
Unterkunft: Wer Triest besichtigen möchte, kann natürlich in einem der zahllosen Hotels oder Pensionen unterkommen. Wir selbst sind eher zufällig auf das nh-Hotel in unmittelbarer Nähe der Hafenpromenade gestoßen und waren zufrieden. Weitere Unterkünfte in der Region Friaul-Julisch Venetien: www.turismofvg.it/de. Campingplätze in der Umgebung:, https://bit.ly/3CxbW63, www.marepineta.com, www.campingalbosco.it, www.campingaquileia.it.
Touristische Infos: www.turismofvg.it/de
Ljubljana
Viel zu viele Autofahrer auf dem Weg zum Mittelmeer lassen Ljubljana einfach links liegen. Dabei lohnt Sloweniens wunderschöne Hauptstadt mindestens einen mehrstündigen Bummel, wenn nicht gar wenigstens eine Übernachtung. Die wechselvolle Geschichte der Stadt hat es mit sich gebracht, dass sich hier österreichisches und mediterranes Flair vermischen – und das merkt man beim Bummel durch die Altstadt, entlang des Flussufers der Ljubljanica mit seinen zahlreichen Restaurants und Cafés, über den Prešerenplatz, vorbei am Dom St. Nikolaus und über die Drachenbrücke oder auch hinauf zum Laibacher Schloss. Infos: www.visitljubljana.com/de/besucher/
Zum Gedenken
Die Soča, später Isonzo genannt – ein Fluss, der unter Kanuten hauptsächlich für ungetrübten Paddel- und Naturgenuss steht. Dabei tobten in dieser Region im Ersten Weltkrieg die sogenannten Isonzoschlachten zwischen dem Königreich Italien auf der einen und den Mittelmächten Österreich-Ungarn und dem Deutschen Kaiserreich auf der anderen Seite. Mit über einer Million getöteten, verwundeten und vermissten Soldaten gehörten diese Kämpfe zu den verlustreichsten Schlachten des Ersten Weltkriegs. In der Ortschaft Redipuglia, gelegen zwischen Triest und Udine, erinnert die militärische Gedenkstätte Sacrario di Redipuglia an diese Tragödien. Die weitläufige Gedenkstätte wurde 1938 eigeweiht. Sie ist das größte Kriegerehrenmal Italiens und birgt die Gebeine von etwa 100.000 Gefallenen des Ersten Weltkriegs.
Die Gewässer im Detail
Bohinj-See: KANU 2/2023
Grundlsee: KANU 3/2023
Isonzo-Mündung: KANU 4/2023