Know-How

Gut gepackt …

… ist halb gewonnen: Wer mit seinem Seekajak eine Mehrtagestour plant, sollte lieber nichts vergessen – besonders, wenn man unterwegs keinen Nachschub »bunkern« kann. KANU-Autorin Lisa Huber verrät, was alles an Bord muss – und wie man das alles unterbringt.

Lisa Huber

Wenn man mit dem Seekajak mehrere Tage unterwegs sein möchte, steht man vor einer scheinbar paradoxen Situation: Das Kajak ist groß und bietet viel Stauraum, und zugleich gibt es eine Menge Dinge, die Mann oder Frau mitnehmen will. Tatsächlich bieten die meisten Seekajaks genügend Platz, so dass auch kleine Luxus-Gepäckstücke wie Bücher Platz finden. Ein weiterer Vorteil gegenüber Land-Sportarten wie dem Wandern ist, dass uns das Gewicht des Gepäcks im Kajak recht wenig interessiert, da es beim Paddeln nicht stört und kaum zu merken ist. Im Gegenteil, häufig fahren die Kajaks mit etwas Beladung besser, da sie dann weniger windanfällig sind. Allerdings verspielen wir diesen Vorteil, wenn wir nicht sehr nah am Wasser übernachten. Dann müssen wir nämlich doch die ganzen Sachen schleppen – für diesen Fall ist es praktisch, einen großen Rucksackpacksack oder die großen, stabilen Tragetaschen eines bekannten Möbelhauses mitzuführen und dort die ganzen kleinen Packsäcke hineinzupacken, damit man nicht zig-mal laufen muss.
In das Seekajak passen mehrere kleine Packsäcke häufig viel besser als wenige große. Man bekommt sie leichter in die Luken, kann sie auch ganz in die Spitzen schieben und dicht an dicht legen. Nachteilig ist nur, dass man so deutlich mehr Packsäcke zurollen und verschließen muss und – falls man nicht zu den sehr ordentlichen Menschen gehört – im Zweifel auch mehrere Packsäcke öffnen und durchsuchen muss, bis man den gewünschten Gegenstand gefunden hat. Ich nutze aus diesem Grund verschiedene Farben und beschrifte manche Packsäcke. Es gibt auch Packsäcke die zum Teil durchsichtig sind, um das lästige Suchen zu erleichtern. Auch ist es geschickt, verschieden große Packsäcke zu verwenden, so dass man für jedes Plätzchen im Boot den passenden Packsack hat. Peli Cases, also feste, wasserdichte Schutzboxen, sind für kostspieliges Technikequipment zwar die sicherste Transportmöglichkeit, lassen sich in Seekajaks aber oft schwer verladen. Daher so klein wie möglich auswählen und möglichst testen (zum Beispiel mit einem Schuhkarton in ähnlicher Größe), ob sie sich durch die Gepäckluken verladen lassen.

Wichtiges Utensil: wasserdichte Packsäcke.

Zudem sollte man überlegen, was wirklich in einen Packsack muss. Sehr empfindliche und wichtige Dinge wie Handy und Geldbeutel packe ich zuerst in einen Beutel, der mit Dichtlippen wasserdicht verschlossen ist und zusätzlich in einen Packsack. Außerdem hat bei mir der Schlafsack immer eine hohe Priorität und wird daher in meine vordere Gepäckluke, die ich unterwegs nicht öffne, und in einen wirklich dichten Packsack gepackt. Gerade Salzwasser will man im Zweifel einer doch nicht dichten oder einfach mal nicht richtig geschlossenen Luke an den wenigsten Ausrüstungsgegenständen haben. Aber beispielsweise das Zeltgestänge kann man hervorragend ohne Packsack in die Bootsspitze schieben. Und Lebensmittel, die ohnehin gut verpackt sind, wie Nudeln oder sämtliches Dosenessen, kann man getrost ohne Packsack in kleine Zwischenräume stopfen. Bedenken sollte man dabei aber, dass nicht nur Wasser von außen Dinge beschädigen kann. Auch eine nicht verpackte Weinflasche, die im Kajak kaputt geht, macht eine Riesen-Sauerei …

Die Tagesluke: Zugriff auf wichtige Kleinigkeiten.

Was wohin?

Beim Verladen ins Kajak müssen mehrere Aspekte bedacht werden:
Was passt wo rein?

Fast schon der leichteste Punkt, weil man merkt, ob es passt. Falls nur die Luke das Problem ist (vor allem bei kleinen, runden Luken), ist es oft hilfreich, den Packsack noch offen zu lassen, dann in die Luke zu stopfen und erst im Laderaum zu schließen.
Was darf auf keinen Fall nass werden? Besonders sichere Plätze suchen!
Sichere Plätze sind dort, wo ich weiß, dass Luke und Schott wirklich dicht sind und wo ich unterwegs nicht öffne (auch nicht während der Pausen!). Beim Öffnen besteht immer die Gefahr, dass doch Wasser reinkommt oder ich die Luke anschließend nicht gründlich verschließe. Ich öffne die vordere Gepäckluke unterwegs nicht, weil auf ihr mein Reservepaddel verstaut ist.
Was brauche ich unterwegs oder gleich nach dem Anlegen?
Dinge, die ich unterwegs brauche, gehören in die Tagesluke. So komme ich auch während der Fahrt an Sicherheitsausrüstung, Kamera, Essen und Trinken heran. Dinge, die ich beim Anlegen gerne schnell parat habe, kommen zuletzt in die Gepäckluke.
Gewicht
Das Gewicht des Gepäcks sollte gut verteilt sein. Was gut heißt, hängt auch immer etwas vom Boot ab. Meist passt in die hintere Gepäckluke am meisten, so dass man dort häufig das meiste Gewicht hat. Allerdings sollte man bedenken, dass Kajaks, die vorne windanfällig sind, oft ruhiger laufen, wenn sie auch vorne mit schweren Dingen beladen sind, damit der Bug nicht noch weiter aus dem Wasser steht. Zudem sollte man darauf achten, dass gerade schwere Dinge wie beispielsweise Wasserflaschen nicht im Boot herumrollen oder -rutschen, sondern dort bleiben, wo man sie haben will.
Sicherheit
Auf dem Deck sollten sich nur Dinge befinden, die dort zwingend nötig sind. Gut überlegen, damit man im Falle einer Rolle oder Kenterung nicht sein eigenes Reservepaddel ins Gesicht bekommt oder an etwas hängen bleibt. Und natürlich nichts verliert. Auch ist ein Wiedereinstieg deutlich angenehmer, wenn auf dem Heck nichts angebracht ist, so dass man von hinten auf das Kajak robben kann, ohne an etwas hängen zu bleiben.

Packlisten

Am Seekajak:
Auf dem Meer ist ein Seekajak mit abgeschotteten Gepäckluken ein Muss. Für Gepäckfahrten auf Flüssen oder kleinen Seen geht es auch ohne, allerdings sollten dann unbedingt Auftriebskörper im Boot sein.
Schwamm
Lenzpumpe
Paddel
Reservepaddel
eventuell zerlegbarer Bootswagen

Ausrüstung auf dem Wasser:
Die Ausrüstung des Paddlers ist stark abhängig vom Revier. Sind hohe Wellen und Brandung gut möglich oder macht man gerne Rockhopping, muss ein Helm auf jeden Fall dabei sein. Die Kleidung richtet sich nach dem zu erwartenden Wetter und der Wassertemperatur. Schuhe sollten eine feste Sohle haben, da dies beim Ein- und Aussteigen sowie beim Tragen der oft schwer beladenen Kajaks von Vorteil ist.
Spritzdecke
Schwimmweste mit Signalpfeife und Lichtsignal (zum Beispiel kleine Taschenlampe, Signalfackel), eventuell Signalspiegel, Trinkblase
Helm (je nach Revier)
Schleppleine
UV-Schutz-Shirts, Kälteschutz (Neopren/ Trockenanzug), Paddeljacke
Paddelschuhe
Sonnenhut/Regenhut, Sonnenbrille, bei Kälte Handschuhe/ Paddelpfötchen
wasserdichte Uhr
eventuell Paddelfloats

An Land:
Die persönliche Kleidung und Ausrüstung für den Landgang. Hier muss natürlich wieder das Wetter bedacht werden. So wenig wie möglich mitführen, und bei Kälte am besten Kleidungsstücke, die übereinander passen – also beispielsweise Ziphose und lange Unterhose oder Leggings sowie T-Shirt, Langarmshirt, Pullover, Fleecejacke, Regenjacke. Das altbekannte Zwiebelprinzip eben!
Unterwäsche, Socken
T-Shirts
Zip-Hose oder eine lange, eine kurze Hose
Regenjacke
Regenhose
Mütze
leichte Fleecejacke/ Pullover
Sandalen/ Schuhe
Kulturtasche: Zahnbürste und -pasta, Sonnencreme, Lippenbalsam
Notfallmedikamente
Mückenschutz
Toilettenpapier, Klappspaten
Handtuch
biologisch abbaubares Shampoo/ Spülmittel/ Waschmittel
Reepschnur, Karabiner, Wäscheklammern, Wäscheleine

Schlafen:
Je nach Temperatur ein leichter, kleiner Schlafsack und ein Mückennetz oder ein dickerer Schlafsack und ein Zelt.
Zelt
Isomatte/Therm-a-Rest
Schlafsack
Kopfkissen oder Fleecepulli
Stirn- oder Taschenlampe

Essen:
Je nach Revier hat man täglich die Möglichkeit einzukaufen und Wasser aufzufüllen – oder eben nur gelegentlich. Auch wenn man davon ausgeht, dass beides jeden Tag möglich ist, empfehle ich, immer genügend Essen und vor allem auch Wasser für zwei Tage dabei zu haben. Sollten Wind und Wetter einen doch mal zu einer ungeplanten Pause verdonnern, so kann man die Lage einfach besser aussitzen, wenn man ausreichend versorgt ist. Ist es klar, dass nur alle paar Tage eingekauft werden kann, muss entsprechend mehr Essen und Wasser mitgeführt werden – dabei unbedingt auch bedenken, dass man Wasser nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Kochen benötigt!
Wasserflaschen, Wassersack
Besteck, Messer, Teller und Becher
Kleinigkeiten für unterwegs: Müsliriegel, Studentenfutter, Gummibärchen …
Lange haltbares Essen, das nicht gekühlt werden muss: Notfallessen, Tütenessen …
Kocher, Brennstoff
Töpfe
biologisch abbaubares Spülmittel, Schwamm, Geschirrhandtuch
Müllbeutel

Sicherheit, Elektronik, Sonstiges
Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke
Karten
Kompass, GPS
wasserdichter Rucksack oder große Tüte/ Tasche
Sitzkissen/Stück Isomatte
Kamera, Akkus
Handy (wasserdichte Hülle!), Ladekabel, Powerbank
Geldbeutel
Tape für kleine Reparaturen
Badekleidung
Eine EPIRB (Emergency Position Indicating Radio Beacon) oder PLB (Personal Locator Beacon) wird im Notfall zum Alarmieren von Such- und Rettungsdiensten eingesetzt.

Luxus:
Braucht man nicht unbedingt, aber wenn noch Platz im Boot ist – wäre es ja auch schade, diesen nicht zu nutzen. Die Mitpaddler kann man damit in Staunen versetzen, neidisch machen oder dafür sorgen, dass sie gerne wieder mit einem paddeln gehen!
Buch
Hängematte
Tagebuch, Stifte
rohe Eier, um den Mitpaddlern Pfannkuchen zu servieren.
eine gute Flasche Wein …

Tipp: in der Gruppe weniger
Paddeln in der Gruppe ist nicht nur sicherer und spaßiger – bei Mee(h)rtagesfahrten spart man auch noch jede Menge Gepäck! So muss nicht jeder ein eigenes Zelt, einen eigenen Kocher oder das komplette Notfall- und Reparaturmaterial dabei haben. Dafür ist es aber essenziell, sich bereits vor der Fahrt genau abzusprechen, wer für was verantwortlich ist. Dafür sollten in jedem Fall ein großes Erste-Hilfe-Set, ein großes Reparaturset sowie ggf. Ersatz-Spritzdecken und Ersatz-Lukendeckel mit von der Partie sein.