Know-How

Seekajak: Übungen für mehr Sicherheit

In der KANU-Ausgabe 2/2023 (erhältlich ab 3. Februar 2023) präsentieren wir zehn Übungen für mehr Sicherheit, Spaß und Souveranität im Seekajak. Hier Anleitungen zu den Bewegungsabläufen beim Rodeo-Wiedereinstieg, zum Anlanden in Brandungsbedingungen und zum Robbenstart rückwärts (Text: Thomas Größler).

Tanja Ecker

Rodeo-Einstieg

Der Rodeo-Einstieg ist eine sichere Möglichkeit, um bei gemäßigten Bedingungen ohne Hilfe eines zweiten Paddlers wieder ins Kajak zu gelangen. Der Vorteil besteht auch darin, dass du kein zusätzliches Equipment wie ein Paddelfloat benötigst. Wer diese Übung beherrscht, gewinnt ein großes Stück Sicherheit. Übe diesen Ablauf am besten in Ruhe und wiederhole es gelegentlich, um sicherzugehen, dass du es noch gut beherrschst.

Nach dem Kentern musst du das Kajak zuerst wieder aufrichten. Dazu einfach mit einer Hand auf Höhe des Cockpits eine Seite vom Körper wegdrücken und die andere Seite an den Körper heranziehen.

Jetzt, wo das Kajak aufgerichtet ist, bewegst du dich seitlich zur hinteren Luke. Mit beiden Händen greifst du über das Deck und die Luke an die Rundumleine. Bevor du dich mit dem Bauch auf die Luke ziehst, machst du die Beine im Wasser lang wie in einer schwimmenden Position. So gleitet der Körper leichter auf das Kajak, als wenn du dich von unten hochdrückst. Ist der Bauch weit genug auf die Luke gezogen hast du genug Gleichgewicht um in dieser Position kurz Kraft zu tanken.

Nun noch auf dem Bauch liegend den Körper mit dem Kopf Richtung Bug ausrichten. Die Beine, die nach hinten zeigen, können jetzt rittlings am Kajak vorbei ins Wasser hängen. Jetzt hast du eine Position erreicht, in der es möglich ist, den Oberkörper aufzurichten. Dabei solltest du die Beine stark abwinkeln (ähnlich wie ein Seiltänzer die Arme spreizt). Ein Umklammern des Kajaks mit den Beinen verringert den Schwerpunkt und kann dazu führen, dass du erneut kenterst.

Um wieder in das Cockpit zu gelangen, arbeitest du dich Stück für Stück nach vorn. Dazu mit den Händen abstützen und mit dem Gesäß leicht nach vorn rutschen. Diese Prozedur so lange ausführen, bis beide Beine über dem Süllrand und das Gesäß über dem Sitz ist. Jetzt kannst du dich direkt in den Sitz fallen lassen. Danach ein Bein nach dem anderen ins Kajak holen, die Spritzdecke verschließen und das Wasser im Cockpit mit der Lenzpumpe abpumpen.

Anlanden

Beim Anlanden in Brandungsbedingungen solltest du deine Beine schnell und sicher rittlings aus dem Cockpit heben, noch bevor das Kajak aufläuft. Damit stellst du sicher, dass eine nachlaufende Welle dein Kajak nicht unkontrolliert auf das Ufer schiebt. Dadurch, dass deine Beine frei sind, kannst du schnell genug sein, um dein Kajak an Land zu ziehen. Hierbei kommt es auf schnellen, sicheren und fokussierten Ablauf an: Schwing die Beine seitlich aus dem Boot, steige auf einer Seite aus, gehe schnell nach vorne und ziehe das Kajak am Griff zügig aus der Gefahrenzone.

Je nach Beschaffenheit des Ufers kann dein Kajak durch hartes Anlanden Schaden nehmen, wenn es nicht robust gebaut ist. Boote aus PE sind generell unempfindlich. Bei laminierten Kajaks solltest du darauf achten, dass das Unterschiff entsprechend verstärkt ist. Ein Kielstreifen ist ebenfalls nützlich. Mein Seekajak von SKIM beispielsweise ist im Rockhopper-Layup aufgebaut. Das beinhaltet unter anderem Lagen aus robustem Kevlar am Unterschiff, die das Boot zuverlässig vor solch ruppigen Manövern schützen.

Robbenstart rückwärts

Der Robbenstart findet seine Anwendung überall dort, wo aufgrund der Bedingungen kein normaler Einstieg möglich ist. Eine typische Situation sind Brandungswellen an der Küste. Bei entsprechendem Wellengang ist es dort nicht möglich, das Kajak ins Wasser zu schieben, um dort in Ruhe einzusteigen. Die anlandenden Wellen drehen das Kajak immer wieder aus seiner Position, und über das Deck schlagende Wellen füllen das Cockpit schnell mit Wasser. Es wird also von Land gestartet.

Dazu bringt man das Kajak so nah ans Wasser wie möglich. Nachdem man im Kajak Platz genommen und die Spritzdecke befestigt hat, schiebt man das Kajak Stück für Stück Richtung Wasser. Dazu nutzt man beide Hände um sich vom Boden abzustoßen und nach vorn zu schieben.

Wichtig ist hierbei, das Paddel in der Hand zu behalten. Sobald das Kajak im Wasser ist und die ersten Wellen den Bug treffen, sollte man so schnell wie möglich lospaddeln. Das Paddel erst jetzt aus einer Befestigung zu lösen, um paddelbereit zu sein, würde zuviel Zeit kosten.

Der Autor

Thomas Größler paddelt seit Kindestagen regelmäßig auf Flüssen und Großgewässern – die Fotos in diesem Artikel zeigen ihn in seinem Seekajak SKIM Braveheart. Nach der Trainer-C Ausbildung verfügt er über den EPP3-Schein für Küstengewässer. Ein einschneidendes Erlebnis brachte ihn dazu, auch anderen Menschen Grundlegendes zur Sicherheit im Seekajak zu vermitteln: Er rettete drei havarierte Seekajak-Paddler, die sich aus Erschöpfung und Fehleinschätzung in eine sehr gefährliche Situation gebracht hatten. Dafür erhielt er die Ehrenurkunde des Deutschen Kanu-Verbands (DKV).

Thomas gibt Kurse zu Paddeltechnik und Sicherheit am Lite Venture-Standort Krakow am See an der Mecklenburgischen Seenplatte. Dort kann man zu Einzelterminen oder in kleinen Gruppen an den eigenen Fähigkeiten arbeiten. Thomas bietet auch Tests und Beratung dazu an, welches Kajak am besten zu den eigenen Anforderungen passt. Infos: www.liteventure.de/kajakkurse

Noch mehr Praxisübungen für Seekajaker gibt es im aktuellen KANU Magazin, Ausgabe 2/2023. Im Handel ab 3. Februar 2023 und hier zu bestellen: https://shop.jahr-tsv.de/kanu/2047728?itemId=2047728&productId=70521257