Ausrüstung Einzeltests

Lettmann Akaroa

Mit dem Akaroa hat Lettmann ein Seekajak für alle Fälle gebaut. Härtere Gangarten sind zwar genau sein Ding. Aber der jüngste Zuwachs der Moerser Manufaktur macht auch auf Seen und Flüssen eine gute Figur.

Trotz des relativ breiten und sicheren Unterschiffs überzeugen die Agilität und die Reisegeschwindigkeit genauso wie die gelungene Ausstattung.

Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Akaroa nicht wirklich von seinen Geschwistern aus der Lettmann-Flotte. Das 525 Zentimeter lange Kajak spricht die typische Sprache des Designers Klaus Lettmann.

Doch schaut man genauer hin, so fällt das geringe Volumen im Unterwasserschiff auf, genauso wie die besonders hoch gezogenen Spitzen an Bug und Heck. Das Datenblatt verrät zudem eine Breite von knapp 58 Zentimetern, was auf ein sicheres Kajak schließen lässt.

Typisch Lettmann

Die ersten Paddelschläge. Typisch für ein Lettmann-Kajak geht es zügig los. Aber Moment mal: Macht Lettmann denn nicht »Werbung« damit, diesmal nicht ein besonders schnelles Seekajak gebaut zu haben, sondern ein besonders spurtreues? Im Rahmen der Probefahrt stellt sich heraus, dass da was Wahres dran ist. Wir haben den Akaroa im Sprint gegen das Schwesterschiff Biskaya gefahren. Das klare Ergebnis: Der Biskaya ist im Sprint das flottere Kajak. Doch bei der Reisegeschwindigkeit während unserer Touren auf der Ruhr wie auch der Nordsee ist der Unterschied nicht ins Gewicht gefallen. Dafür fällt aber auf, dass man das integrierte Steuerskeg eigentlich erst braucht, wenn es richtig bläst. Oder wenn man keine Lust hat, kleine, nickelige Wellen von hinten immer mit einem kurzen Impuls der Kante auszugleichen. Fast habe ich vergessen, dass das Kajak überhaupt ein Steuer hat. Der Akaroa läuft besser geradeaus als der Biskaya, bei dem man viel früher das Bedürfnis hat, das Skeg ein kleines Stück ins Wasser zu lassen.

Bei rauer See spielt der Akaroa außerdem den Vorteil seines voluminösen Bugs aus. Er bricht die Wellen sauber, nur selten schlägt eine über das Vorderschiff. Der Akaroa taucht kontrolliert auf. Auch beim Surf behält man lange die totale Kontrolle, da der Bug erst spät zu bohren beginnt. Auf der Welle lässt sich das Kajak leicht kontrollieren und durch Umkanten einfach im Kurs korrigieren. Dafür sorgt unter Anderem das u-spantige Unterschiff.

Der Akaroa ist mit einer mittelgroßen Einstiegsluke ausgestattet. Das so genannte Z-Cockpit siedelt sich zwischen Keyhole- und Bighole-Cockpit an.

Ausstattung

Der Akaroa ist mit einer mittelgroßen Einstiegsluke ausgestattet. Das so genannte Z-Cockpit siedelt sich zwischen Keyhole- und Bighole-Cockpit an. So kann man bequemer ein- und aussteigen und bleibt nicht mit dem Knie oder der Fußspitze am Süllrand hängen. Gerade wenn es mal schnell gehen muss, etwa beim An- und Ablanden in der Brandung, ist das ein klarer Vorteil gegenüber kleineren Luken. Trotzdem kann man das Kartendeck und das Tagesstaufach noch ohne Probleme erreichen.

Unser Testkajak setzt auf eine seitlich angebrachte Fußpedalerie. Alternativ gibt es den bewährten »Ergo-Steuerbock«, der auf der Mittelschiene stufenlos verstellbar ist. Aber auch bei unserer Version können wir die Fußpedalen über seitliche Schieber bequem im Sitzen verstellen. Welche Fußstütze man wählt, das ist sicherlich Geschmacksache.

Der Akaroa ist vorne mit einem runden und hinten mit einem ovalen Stauraumdeckel versehen. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Durch den runden passen große Gegenstände schlechter hindurch, dafür ist ein fehlerfreies Verschließen schneller möglich. Der ovale Deckel am Heck erleichtert das Einladen von Zelt und Co., muss aber auch gerade aufgesetzt werden, damit er zuverlässig dicht ist. Auch die integrierte Kompass-Aufnahme für den Silva 70P und die durchdachte Decksbespannung gefallen. Letztere ermöglicht das Mitführen eines Ersatzpaddels auf dem Vorder- oder Hinterschiff.

Das integrierte Steuer kann auch nur zum Teil ausgefahren und so als Skeg verwendet werden, quasi ohne Steuerfunktion. Das funktioniert halbwegs gut, überzeugte Skegfahrer macht diese Lösung aber nur bedingt glücklich, da das Skeg, wenn es mehr als die Hälfte ausgefahren wird, dann doch als Steuer genutzt werden muss. Leider gibt es den Akaroa (noch) nicht als reine Skeg-Variante, laut Lettmann ist aber ein Umbau-Satz in Planung, mit dem das Steuer dann als reines Skeg in jeder Position genutzt werden kann.

Unser Testboot ist ausgestattet mit einem relativ breiten Sitz, der sich aber mit der optionalen Flexi-Sitzauflage in der Breite anpassen lässt. Das ist sehr bequem und praktisch. Auch ergonomisch passt der Akaroa gut. Dank der relativen Breite sitzt man nicht gestreckt wie in einem richtig schmalen Seekajak, sondern schon fast breitbeinig wie in einem Wildwasserkajak. Das vermittelt ein gutes und sicheres Gefühl, und auch auf langen Touren bleibt die Sitzposition im Akaroa bequem.

Fazit

Mit dem Akaroa hat Lettmann ein Seekajak für alle Fälle gebaut. Das Kajak ist bequem und läuft hervorragend geradeaus, trotzdem ist es leicht über die Kante zu steuern. Spätestens mit dem effizienten Steuer gibt es keine Ausreden mehr, den Akaroa nicht auch auf kleinen Seen oder Flüssen wie der Ruhr, der Lippe oder dem Rhein einzusetzen. In erster Linie ist er aber ein kerniges Seekajak, das auch härtere Gangarten mitmacht – hier wird wohl kaum das Kajak die Grenzen des Machbaren bestimmen.

Auch die Verarbeitung ist erstklassig, man findet keine scharfen Kanten oder Fasern, an denen man seine Packsäcke beschädigen oder sich selber verletzen kann. Leider ist unser Testboot nicht ganz so leicht, wie wir es uns gewünscht haben – dafür ist die Liste der eingebauten Optionen zu lang. Unser Testboot wiegt in der VCS-Extrem-Version mit drei laminierten Schottwänden, Tagesstaufach vorne und hinten, Kompass, außen- wie innenliegender Kielverstärkung und Steueranlage mit verstärkten Pedalen knapp über 24 Kilo. Dafür ist dieser Akaroa HV (High Volume) bereit für große Abenteuer und verträgt auch unsanftes Anlanden an Kiesstränden oder den Einsatz in Felsrevieren ohne Murren.

Text: Sebastian Wallner

Technische Daten

Lettmann Akaroa

Länge: 525 cm

Breite: 57,5 cm (MV), 58 cm (HV)

Tragfähigkeit: 140 kg (MV), 155 kg (HV)

Volumen: 310 l (MV), 330 l (HV)

Cockpit innen: 83 x 40,5 cm

Cockpit außen: 89,5 x 46,5 cm

Material/Gewicht: 25 kg (DCS), 21 kg (LCS), 20 kg (VCS), 28 kg (DCS extrem), 22,5 kg (VCS extrem)

Preis: ab 2950,- Euro

Infos: www.lettmann.de