Ausrüstung Vergleichstests

Zwei (un)gleiche Überflieger

Die SKIM-Seekajaks Beaufort und Braveheart LV: ein Tempo-As für die Langstrecke und ein wendiger Stabilitätsanker für ruppige Bedingungen.

Eike Köhler

Im Rahmen der Ostseetour »Drei Leuchttürme« haben wir zwei Kajaks der SKIM Challenge-Serie testgepaddelt. Die Top-Modelle Beaufort und Braveheart sind zwei spannende Seekajaks mit unterschiedlichen Eigenschaften. Skim bedeutet soviel wie »Drüberfliegen« – die Erwartungen sind also hoch.
Entsprechend unserer Größe und Gewicht sind wir den Beaufort in der Standard-Variante (Alex, 192 Zentimeter, 110 Kilogramm Gewicht) und den Braveheart als »LV«, also Low Volume, gepaddelt (Mazzo, 179 Zentimeter, 73 Kilogramm). Beide Kajaks werden neben der Standardgröße in der Low Volume-Version angeboten, die sich für kleinere/leichtere Paddler eignet. Neu sind dieses Jahr auch der Beaufort XL, der ein breiteres Cockpit und mehr Beinlänge bietet, und ab Sommer eine Junior-Variante für Jugendliche.

Beaufort
Braveheart LV

Die Gemeinsamkeiten

Beide Testkajaks erfüllen die Anforderungen an Sicherheit, die wir von einem Seekajak erwarten. Sie sind dreifach geschottet und bieten damit im Fall einer Kenterung und geflutetem Cockpit reichlich Restauftrieb. Die Schottwand hinter dem Sitz ist schräg, was das Entleeren erleichtert und weniger Wasser aufnimmt. Unter Deck ist viel Platz für Gepäck. Die Tagesluke hinter dem Cockpit ist gut erreichbar, und eine kleine Luke vor dem Cockpit bietet Platz für Dinge, auf die schnell zugegriffen werden soll, beispielsweise Kamera oder Müsliriegel.
Decksleinen sorgen für Sicherheit und Gummis für die Möglichkeit, Ausrüstung an Deck zu verzurren. Hinter dem Cockpit ist mittig eine Stahlachse einlaminiert, unter der die Schleppleine durchgezogen und dann in der
nahe gelegenen Curryklemme belegt werden kann. Das sorgt bei längeren Schleppvorgängen für eine erhebliche Entlastung des Paddlers, der nicht mehr die volle Last am eigenen Körper hat.
Hinter dem Cockpit sind beidseitig Haltevorrichtungen angebaut, in die das Paddel eingeklemmt werden kann, um damit ein Paddelfloat zu bilden. Sicher ein tolles Feature in einer Notsituation: Beim Solo-Einstieg nach Kentern stellt diese Halterung eine zusätzliche Unterstützung dar, um das Boot zu stabilisieren.
In beiden Kajaks ist der gleiche, komfortable Sitz verbaut. Rückenlehne und Fußrasten sind einfach auf die Größe des Paddlers einzustellen. Auch nach einer langen Tour hält sich die Ermüdung im Rücken absolut in Grenzen.

Paddelklemme

Beim Einsteigen ist der geringe Abstand der festen Schenkelstützen zunächst ungewohnt. Ein Bein muss nach dem anderen eingefädelt werden. Sobald man sitzt, hat man in beiden Kajaks einen exzellenten Kontakt mit dem Boot. Die Sorge, dass die hervorragende Passform des Cockpits und die eng beieinander stehenden Schenkelstützen beim Ausstieg unter Wasser hinderlich sind, erweist sich als unbegründet. Auf Wunsch ist es aber auch möglich, diese etwas einzukürzen.
Beide Kajaks sind mit einem robusten und zuverlässigen Skeg von Kajaksport ausgestattet. Unsere Testboote verfügten über Kevlar-Kielstreifen. Auch nach mehrfachem Anlanden an sandigen oder steinigen Stränden sind am Unterwasserschiff keine Spuren zu sehen. Der unverwüstliche Streifen hat seine Schutzfunktion während unseres Testtags bestens erfüllt.
Das Deck ist bei beiden Kajaks flach gehalten. Der Windwiderstand ist entsprechend gering, und beide lassen sich dadurch leicht rollen. Das flache Achterdeck ist ideal für einen Wiedereinstieg bei der Selbstrettung. Ein ungewöhnliches Feature bieten sowohl Beaufort als auch Braveheart: eine halbkreisförmige Rinne auf Vor- und Achterdeck. Diese erhöht die Steifigkeit des Decks bei gleichzeitig geringerem Materialeinsatz. Das verringert das Bootsgewicht und senkt den Schwerpunkt im Vergleich mit einem herkömmlichen Deck. Angenehmer Nebeneffekt: Eine unter den Decksgummis in der Vertiefung liegende Trinkflasche bleibt genau dort, auch wenn in der Brandung mal ein Brecher über das Deck wäscht.
Apropos: Die Gepäckluken erwiesen sich beim Test als vollständig dicht.

Skeg (Braveheart)

Die Unterschiede

Das SKIM Beaufort hat durch das ausgeprägte Negativheck eine deutlich verlängerte Wasserlinie, durch die es eine hohe Reisegeschwindigkeit erreicht. Die Kombination mit dem leichten V-Spant führt zu einer ausgezeichneten Kursstabilität. Gleichzeitig lässt es sich sehr gut ankanten und bietet für ein Kajak dieser Länge eine erstaunliche Manövrierbarkeit. In Summe eine großartige Kombination aus Handling, Schnelligkeit und Geradeauslauf und damit ideal geeignet für lange Strecken.

Heck (Beaufort)

Das SKIM Braveheart ist durch den U-Spant mit flachem Boden im Mittelschiff und den ausgeprägten Kielsprung ein wendiges Kajak mit hoher Stabilität. Es eignet sich hervorragend für raue Bedingungen und bietet Sicherheit sowie exzellente Manövrierbarkeit. Das Braveheart reagiert sehr schnell und ist in der Welle präzise steuerbar. Ein hoher Spaßfaktor beim Brandungssurfen ist garantiert!
Fazit: Mit den SKIM-Kajaks Beaufort und Braveheart haben wir zwei hervorragend konstruierte Kajaks gepaddelt. Das Beaufort fällt durch die ungewöhnliche Form mit dem negativen Heck besonders ins Auge. Beide Seekajaks sind durch ihr großes Gepäckvolumen und die Ausstattung uneingeschränkt für längere Expeditionen geeignet. Das Beaufort wäre aufgrund der höheren Geschwindigkeit unsere Wahl für längere Strecken, das Braveheart durch seine hohe Stabilität und Wendigkeit in Wellen die Wahl für rauere Bedingungen.

Konfigurationen

SKIM produziert seine Kajaks in Finnland in Handarbeit. Erhältlich sind unterschiedliche Materialvarianten von der klassischen Glasfaservariante bis zur High-Tech Carbon Ausführung. Für den Einsatz auf Expeditionen oder beim Rock-Hopping ist das Rockhopper-Layup besonders interessant: Ein Sandwichkern im Unterwasserschiff, der mit Glasfaser und Kevlar umschlossen wird, sorgt in Verbindung mit einem Carbonstreifen im Boden für ein nahezu unverwüstliches Unterwasserschiff.
Bei der Bestellung kann das Boot mit Wunschkonfiguration bestellt werden. Die Farbkombination kann aus der gesamten RAL-Palette ausgesucht werden. Die Position des vorderen Schotts kann auf die eigene Beinlänge angepasst werden, um die Platzausnutzung zu optimieren. Das gleiche gilt für die Schenkelstützen, deren Größe und Abstand individuell angepasst werden können. Alle SKIM-Kajaks werden von Lite Venture vertrieben. In Deutschland können sie an einer von fünf Teststationen oder im Rahmen verschiedener Test-events probegepaddelt werden. Infos: www.liteventure.de

Technische Daten

Beaufort LV
Länge: 503 cm
Breite: 51,2 cm
Sitzluke (innen): 80 x 42 cm
Gewicht Standard Layup: 24 kg
Gewicht Carbon Light Layup: 21 kg
Volumen: 331 l
Frontluke: 79 l
Heckluke: 64 l
Tagesluke Front: 5 l
Tagesluke Back: 41 l
Optimales Paddlergewicht: 50-90 kg

Beaufort
Länge: 513 cm
Breite: 53,1 cm
Sitzluke (innen): 80 x 42 cm
Gewicht Standard Layup: 24,5 kg
Gewicht Carbon Light Layup: 21 kg
Volumen: 358 l
Frontluke: 88 l 
Heckluke: 71 l 
Tagesluke Front: 5 l 
Tagesluke Back: 47 l
Optimales Paddlergewicht: 70-105 kg
Preis: Traditional Layup 3690,- Euro, Rockhopper Layup 4190,- Euro

Braveheart
Länge: 503 cm
Breite: 53,1 cm
Gewicht Standard Layup: 24,5 kg
Gewicht Carbon Light Layup: 20,5 kg
Volumen: 324 l
Frontluke: 88 l
Heckluke: 54 l
Tagesluke Front: 5 l
Tagesluke Back: 30 l
Optimales Paddlergewicht: 70-105 kg

Braveheart LV
Länge: 502 cm
Breite: 52,5 cm
Gewicht Standard Layup: 24,5 kg
Gewicht Carbon Light Layup: 20,5 kg
Volumen: 315 l
Frontluke: 89 l
Heckluke: 53 l
Tagesluke Front: 5 l
Tagesluke Back: 28 l
Optimales Paddlergewicht: 55-85 kg
Preis: Traditional Layup 3590,- Euro, Rockhopper Layup 4095,- Euro

Infos: www.skimkayaks.eu