Das Triton Ladoga 1 advanced liegt beim Testival von Out-Trade direkt neben den anderen Seekajaks der Ulmer Faltboot-Spezialisten, den nortik-Modellen argo und navigator. Dabei fällt ein wichtiger Unterschied sofort auf: Beim Ladoga liegen das Cockpit und die breiteste Stelle deutlich hinter der Bootsmitte – »schwedenförmig« nennen Fachleute dieses Rumpfdesign. Dazu kommen eine ausgeprägte V-Form in Bug und Heck, ein im Gegensatz zu diesen schlanken Bereichen breiterer und im Unterschiff flacherer Cockpitbereich sowie eine konstruktionsbedingt extrem hohe Steifigkeit.
Okay, das Triton Ladoga 1 advanced tanzt also etwas aus der Reihe der konventionellen Seekajaks, seien das nun Falt- oder Festboote. Aber was bringt sie nun, diese etwas asymmetrische Bootsform? Das wird schnell deutlich, sobald man seine vier Buchstaben im Cockpit platziert und losgelegt hat – wobei vorausgeschickt werden soll: Das mit den vier Buchstaben und dem Cockpit zeigt schon, dass es sich beim Ladoga 1 advanced um ein Faltkajak mit sportlichem Charakter handelt – und nicht um eins der Einfach-paddeln-Freizeitboote der scubi-Liga. Die Cockpitluke des Ladoga ist nur 76,5 x 35 Zentimeter groß (zum Vergleich beim argo: 82,5 x 45,5 Zentimeter). Soll heißen: Zwei-Meter-Menschen mit steifen Hüften könnten das Einsteigen durchaus als Herausforderung empfinden – für durchschnittlich gelenkige Otto Normalverbraucher ist es aber kein Problem.
Aber gut, nun zu den eigentlichen Auswirkungen der »Schwedenform«. Deren Vorteile werden schnell deutlich, wenn man das Boot mit ein paar entschlossenen Paddelschlägen auf Touren bringt. Mein Eindruck: Es ist nicht eine, herausstechende Eigenschaft, die das Fahrverhalten des Ladoga prägt. Eher ist es das Gesamtpaket: Zum einen haben wir es mit einem schnellen Boot mit großer Leichtläufigkeit zu tun, mit dem sich über weite Strecken ermüdungsfrei ein hohes Tempo halten lässt. Dazu trägt neben dem durch die Bootsform reduzierten Wasserwiderstand auch das geringe Gewicht von nur 17,5 Kilogramm bei. Auch in Sachen Geradeauslauf punktet das Ladoga – solange man ihm nichts anderes befiehlt, hält es seine Schnauze unbeirrbar nach vorne. Nun ist das Ladoga zwar nicht schneller und spurtreuer als die »internen Konkurrenten« argo und navigator – dafür ist es aber mit seinen 490 Zentimetern deutlich kürzer (navigator 505, argo 520 Zentimeter). Womit man vermuten könnte, dass das Ladoga in puncto Wendigkeit klarer Punktsieger sein müsste, aber, ehrlich gesagt, sehe ich in diesem Punkt keine allzu großen Unterschiede. Auch Out-Trade schreibt auf seiner Website faltboot.de, dass der Fokus beim Ladoga »eher auf Geradeauslauf als auf Wendigkeit« liegt, was ich unterschreiben würde.
Sicher ist sicher
Ein weiterer Vorteil der »Schwedenform« offenbart sich erst auf bewegterem Wasser: Durch die relativ weit hinten liegende Sitzposition wird der Bug entlastet. Dadurch nimmt die Gefahr des Querschlagens bei Wellen von hinten ab, durch die enorme Steifigkeit gibt der Rumpf auch bei rauem Seegang nicht nach, und der schlanke, V-förmige Bug schneidet durch die Wellen wie ein Jagdmesser durch Sahnetorte – der Unterschied zu einem Festboot fällt bei alldem nur noch marginal aus.
Zusätzlich punktet das Ladoga, ob auf ruhigem oder bewegtem Wasser, mit einer Riesenportion Sicherheit: Der mit 65 Zentimetern relativ breite (im Vergleich dazu: navigator mit 58 Zentimetern) und obendrein im Unterschiff vergleichsweise flache Cockpitbereich sorgt für jede Menge Kippstabilität, und die formgebenden, integrierten Luftschläuche machen das Boot so gut wie unsinkbar.
Die Summe dieser Eigenschaften macht das Ladoga zu einem waschechten Allrounder mit Tendenz zum Seekajak. Seine Einsatzbereiche: für ein Boot dieser Länge ausreichend breite Wanderflüsse, Seen und Meeresküste, wobei man sich durchaus mal ein bisschen Abstand vom Land zutrauen darf. Ausreichend Ladekapazität für eine mehrtägige Tour bietet das Ladoga allemal, allerdings wirkt sich hier einmal mehr die »Schwedenform« aus: Der Löwenanteil des Stauraums liegt im langgestreckten Bug – und da die Beladung faltboottypisch in erster Linie durch das Cockpit erfolgt, haben die Bootsdesigner gut daran getan, im Bug eine kleine, wasserdicht verschließbare Ladeluke zu installieren. Die dient einerseits dazu, Gepäckstücke bis in die Bootsspitze ziehen zu können. Und andererseits dem schnellen Zugriff auf Dinge, die man darunter platziert – seien das nun ein Erste-Hilfe-Paket, ein dicker Pulli oder Teebeutel fürs Heißgetränk am Lagerfeuer. Klar, ein Teil des Gepäcks passt auch ins Heck, aber da dieses nunmal relativ kurz ausfällt, haben sich die Bootsdesigner hier eine Durchgriffsluke gespart. Wer das Be- und Entladen durch die Cockpitluke als umständlich empfindet, hat allerdings eine weitere Möglichkeit: Verdeck abnehmen und das komplette Gepäck einfach von oben ins Boot bugsieren.
Ausstattung
Das Ladoga 1 advanced weist eine klassische Faltboot-Konstruktion auf. Es besteht aus einem durchgehenden Kiel, fünf Spanten sowie der Bootshaut mit zwei seitlichen, integrierten Luftschläuchen. Was in jedem Fall ein dickes Lob verdient: Das Ladoga 1 advanced kommt als Komplettset. Das heißt, der Packrucksack, das abnehmbare Verdeck, der Hängesitz, Deckbeleinung, Seekajak-Rundumleine und sogar eine Steueranlage sind serienmäßig im Lieferumfang enthalten. Zusätzlich kann man sein Boot mit allerlei optionalem Zubehör ausstatten oder sogar in ein Segel-Kajak verwandeln. Bei all dem kann das Ladoga wie alle anderen Out-Trade-Modelle in nur einem Packrucksack verstaut werden, der sich dank Tragegurten, Hüftgurt und dem relativ geringen Bootsgewicht problemlos ein, zwei Stündchen auf dem Rücken zum Einstieg schleppen lässt – die Hände hat man dann für den bereits erwähnten Pullover und die Teebeutel immer noch frei.
Aufbau
Auch beim Aufbau folgt das Ladoga 1 advanced dem klassischen Faltboot-Schema. In diesem Fall bedeutet das: erstmal Bug- und Heckgestänge mitsamt der zugehörigen Spanten zusammenfügen, dann beide in die Bootshaut einführen, Kiel spannen, Süllrand einführen und schließen, restliche Spanten und Hängesitz montieren, bei Bedarf die Steueranlage anbringen und die Luftschläuche aufblasen sowie das Verdeck aufkletten. Hört sich einfach an, und ist es auch – wenn man erstmal etwas Übung hat, denn das Ladoga 1 advanced ist nunmal ein sportliches Faltkajak mit viel Gestänge und großer Steifigkeit. Out-Trade gibt die Aufbauzeit mit etwa 25 bis 30 Minuten an und stuft den Aufbau somit selbst als etwas aufwändiger ein als beispielsweise beim nortik argo. Aber keine Bange, der Aufbau des Ladoga 1 advanced ist kein Hexenwerk: einfach ein, zwei Mal das Aufbauvideo auf faltboot.de anschauen, bei den ersten Malen etwas mehr Zeit einplanen und Schritt für Schritt der (vorbildlichen) Anleitung folgen, dann geht das alles bald wie von selbst. Wie bei allen extrem steifen Faltbooten üblich, braucht man beim Aufbau an der einen oder anderen Stelle etwas Muskelkraft. Da sich die Bootshaut bei den ersten Malen noch etwas dehnt, verlangt sie ihrem Besitzer aber bald etwas weniger Schmackes ab.
Ach ja, allen, die nicht gern allein im Boot sitzen, sei gesagt: Das Kajak ist auch als Doppelsitzer zu haben. Geteilte Freude ist doppelte Freude? Das ist beim Kajakfahren Geschmacksache. Aber schön, wenn man die Wahl hat.
Fazit: Das Triton Ladoga 1 advanced ist ein Allround-Faltkajak mit hohem Gestänge- und geringem Luftanteil, einer entsprechend großen Steifigkeit, einer Menge Seekajak-Genen und einem weiten Einsatzbereich vom Wanderfluss bis zum Meer. Einsteiger fühlen sich in dem kippstabilen Boot schnell sicher, Fortgeschrittene haben angesichts seiner sportlichen Performance lange Freude. »Alter Schwede«, könnte man ausrufen, und dabei eher die bewundernd-überraschte Ursprungsbedeutung dieser Redewendung im Sinn haben als einen nach hinten verlegten Sitz.
Technische Daten
Material Haut: PVC/PU
Material Gestänge: eloxiertes Aluminium
Länge: 490 cm
Breite: 65 cm
Cockpit mit Verdeck: 76,5 x 35 cm
Cockpit ohne Verdeck: 224 x 36,5 cm
Gewicht: 17,5 kg
Zuladung: 150 kg
Aufbauzeit: ca. 25-30 min.
Packmaß: 120x48x20 cm
Farben: mattes rot/schwarz, mattes grau/schwarz
Preis: 2199,- Euro
Infos: www.faltboot.de
Lieferumfang: Bootshaut, Gestänge, Steueranlage, Packrucksack, Verdeck, Hängesitz, installierter Kielstreifen, D-Ringe auf Deck, Deckbeleinung, Reparatur-Set, Multifunktionshalterung, Ladeluke
Optionales Zubehör: Schürze aus Nylon, Schürze aus Thermal-PU, Lukendeckel, Rundumlicht, Seesocke aus Thermal-PU, Besegelungen