Allgemein Ausrüstung Kaufberatung

Tourenpaddeln: die richtige Schwimmweste

Mit der Frage nach dem »Warum« braucht man sich in Sachen Schwimmweste nicht länger aufhalten. Sie dienen der Sicherheit. Punkt. Aber welche Schwimmwesten eignen sich am besten fürs Tourenpaddeln?

PALM

Eine allgemeingültige Vorschrift, grundsätzlich immer und auf jedem Gewässer eine Schwimmweste zu tragen, gibt es in Deutschland nicht (regionale Schwimmwesten-Pflichten existieren allerdings). Somit muss der Paddler selber entscheiden, ob er eine Schwimmweste anlegt oder nicht. Der Deutsche Kanu-Verband (DKV) äußert sich in dieser Hinsicht allerdings eindeutig: Er empfiehlt Paddlern das Tragen einer Schwimmweste – wenn immer und wo immer sie aufs Wasser gehen.

Allerdings ist der Begriff »Schwimmweste«, die übliche Bezeichnung im Paddlerjargon, etwas irreführend. Genauer gesagt, unterscheidet man zwischen Rettungswesten und Schwimmhilfen, und all diese »Auftriebsmittel« werden nach Auftrieb, Ohnmachtssicherheit und Einsatzgebiet in vier Klassen eingeteilt:

· Klasse 275: aufblasbare Rettungswesten mit mindestens 275 Newton Auftrieb, ohnmachtssicher auch beim Tragen von Kälteschutz-Ausrüstung, gedacht für die hohe See und extreme Bedingungen.

· Klasse 150: aufblasbare Rettungswesten mit mindestens 150 Newton Auftrieb, ohnmachtssicher, können grundsätzlich auf allen Gewässern verwendet werden.

· Klasse 100: Rettungswesten mit mindestens 100 Newton Auftrieb. In der Regel eine Feststoffweste, eingeschränkt ohnmachtssicher.

· Klasse 50: Schwimmhilfen mit mindestens 50 Newton Auftrieb. Diese Feststoffwesten sind im Paddelsport am meisten verbreitet, aber nicht ohnmachtssicher. Sie sollten also nur von Schwimmern genutzt werden und nur dort, wo Mitpaddler im Notfall helfen können und/oder das Ufer schwimmend erreicht werden kann.

Foto: Jens Klatt

Praktische Features

Stellt sich also die Frage, warum so gut wie alle Paddler Westen der niedrigsten Sicherheitskategorie nutzen. Das hat folgende Gründe: Die aufblasbaren Rettungswesten müssten für den Betrieb im Kanusport von automatischer auf manuelle Auslösung umgestellt werden – und somit im Fall einer Kenterung mit Ausstieg von Hand aktiviert werden. Das heißt: in den ersten Momenten im Wasser kein Auftrieb. Und: im Falle einer Ohnmacht auch danach nicht …

Dazu kommt, dass die Schwimmhilfen der Klasse 50 neben (eingeschränkter) Sicherheit einige praktische Features bieten. Dazu zählen vor allem Taschen und Möglichkeiten, Zusatzausrüstung anzubringen. Reine Wanderpaddler können sich durchaus mit relativ einfachen, preiswerten Modellen zufrieden geben – wer ein paar Euro zusätzlich für mehr Ausstattung investieren möchte, kann natürlich auf eine Seekajak- oder Wildwasserweste »upgraden«.

Kriterien bei der Kaufentscheidung: Passform, Bewegungsfreiheit, Einstellbarkeit, Ausstattung/Extras, Einsatzgebiet. Kinder sollten zumindest eine Rettungsweste tragen.

Der Auftrieb der Schwimmweste beträgt schon wegen der Klassifizierung nach der europäischen CE-Norm mindestens 50 Newton. Je nach Körpergewicht, Kleidung oder Strömung darf es aber ruhig ein bisschen mehr sein.

Mehr zum Tourenpaddeln gibt es in der KANU-Ausgabe 5/2022 (hier zu haben):

· weitere Schwimmwesten
· das richtige Boot
· die richtige Kleidung
· das richtige Paddel
· Tourenplanung
· Verhalten nach einer Kenterung
· Bootstransport: praktische Tipps, rechtliche Bestimmungen
· Packliste
· Tipps für die Sicherheit