Ausrüstung Einzeltests

Fach-gerecht

Ein bis ins Detail durchdachtes Taschensystem mit mehreren
Fächern, hochwertige Verarbeitung, tadellose Bewegungsfreiheit – die Kaikoura ist das Flaggschiff in der Palm-Westenkollektion für Tourenpaddler und Seekajaker.

Hersteller, Tovar Brinkmann

Definitiv etwas für Ordnungsliebhaber. Dieser Gedanke ist der erste, der beim Anblick der Palm Kaikoura in den Hirnwindungen Gestalt annimmt. Soll heißen: Statt eines besseren »Beutels« vor dem Frontschaum mit vielleicht einer Unterteilung, in dem Handy, Sonnenbrille und Schokoriegel in einem unüberschaubaren Wust verschwinden, verfügt die Kaikoura über ein durchdachtes, clever sortiertes Taschensystem. Da sind zunächst mal zwei große Fronttaschen, in denen es nochmal Unterteilungen gibt für Dinge, die »rausfallsicher« platziert werden sollen, ein Smartphone beispielsweise. Ebenfalls enthalten: jeweils ein D-Ring, an dem man Kleinigkeiten anklippen kann. Beide Taschen verfügen über (nicht komplett wasserdichte) Zwei-Wege-Reißverschlüsse – praktisch beispielsweise dann, wenn eine Funkantenne oben herauslugen soll.

Gut aufgeteilter »Stauraum«: Tasche in der Fronttasche.

Davor befinden sich nochmal zwei kleinere Taschen, in denen man weiteres »Reisenecessaire« unterbringen kann. Aber damit immer noch nicht genug: Auch auf dem Rückenschaum befindet sich eine Tasche, und zwar eine großformatige und dehnbare, die mit Klettverschluss geöffnet werden kann. Die Palm-Trinkblase würde hier zum Beispiel reinpassen (für den Trinkschlauch ist auf der Vorderseite eine entsprechende Halterung vorhanden), aber wer so etwas nicht besitzt, kann hier auch ein Handtuch unterbringen. Oder was auch immer. Alles am Mann respektive der Frau, könnte man also sagen. Und zwar jederzeit griffbereit, so dass man nicht lange kramen muss, wenn man beispielsweise sein Handy sucht, um ein Foto zu machen oder einen Anruf entgegenzunehmen. Solch Wühlerei kann nämlich nervig sein, vor allem dann, wenn das Wasser nicht so still hält, wie man das in diesem Moment gerne möchte. Und wenn man dann immer noch irgendetwas an der Weste befestigen möchte, bietet sie vorne zwei D-Ringe oberhalb der Fronttaschen – aus Sicherheitsgründen geschlitzte Exemplare, aus denen man alle Anhängsel mit einem schnellen Ruck lösen kann.

Sonstige Ausstattung

Auch jenseits der Stauraum-Aspekte bietet die Kaikoura jede Menge durchdachte Features. Da ist zum einen der YKK Qualitäts-Frontreißverschluss, der das Hineinschlüpfen zum Kinderspiel macht. Dazu kommen fleecegefütterte Handwärmertaschen, eine Wohltat für nasskalte Griffel, vor allem bei rauer Witterung. Die Einstellung erfolgt klassisch, mit Easy Glide Nylon-Gurten, zwei an den Schultern und je zwei an den Seiten. Für Halt sorgt obendrein ein sogenannter »Anti Ride-Up Hüftgurt«, der dafür sorgt, dass die Weste bei einem unfreiwilligen Vollbad an Ort und Stelle bleibt, ohne dass der Frontschaum dem Bedauernswerten unter das Kinn drückt. Ein Netz-Innenfutter sorgt für ein angenehmes »Binnenklima« und verhindert weitgehend, dass ein nassgeschwatztes T-Shirt zwischen Weste und Oberkörper klebt. Ebenfalls dem Komfort dienen die mit Neopren gefütterten Armausschnitte, während großflächige Reflektoren vorne und hinten für Sichtbarkeit und Sicherheit zuständig sind.

Wie angegossen

Soviel zur Hardware. Was die subjektiven Eindrücke betrifft: Dank des Flex Fit-Systems, also der ergonomisch vorgeformten Schaumplatten, schmiegt sich die Weste an den Oberkörper wie eine zweite Haut (naja, fast – wir haben es immerhin noch mit Schaumplatten zu tun, die je nach Größe für 60 bis 75 Newton Auftrieb sorgen). Viel bequemer kann man eine Schwimmweste wohl nicht bauen. Der Rückenschaum sitzt hoch genug, dass er einem Kajak-Rückengurt nicht in die Quere kommt. Wer regelmäßig in sesselartigen Sitzanlagen mit weit über den Süllrand hinaus ragenden Lehnen oder voluminös aufblasbaren Luftboot-Kissensitzen vor sich hin lümmelt, sollte sich ohnehin die Anschaffung einer Weste mit nach oben verlagertem Rückenschaum überlegen – der Palm Meander Highback zum Beispiel.
Getestet haben wir die Kaikoura auf heimischen Gewässern und vor den Felsklippen der Ponta da Piedade in Portugal. Besonders im letzteren Fall hatten wir es mit ziemlich bewegtem Wasser zu tun, engen Durchfahrten und noch engeren Einfahrten in Höhlen, in denen der Ozean mit etwas Elan gegen die Felswände schwappte. Ergo: Der eine oder andere entschlossene Steuerschlag war nötig, und dabei bot die Kaikoura soviel Bewegungsfreiheit, dass wir gar nicht merkten, dass wir sie anhatten.

Fazit: Zugegeben – mit 239,- Euro ist die Kaikoura nicht gerade ein Schnäppchen. Dafür bekommt man aber das Flaggschiff der Tourenwesten-Kollektion von Palm, die ihren Besitzer nicht nur für Wanderpaddelei, sondern auch für anspruchsvolle Touren bis hin zu extremen Seekajak-Einsätzen bestens ausstattet, und das dank der bis ins Detail durchdachten Taschen und Features, hochwertiger Verarbeitung und Material sowie tadelloser Passform und Beweglichkeit. Und dabei sind Handy und Knusperriegel jederzeit greifbar, sei das nun in Kajak oder Canadier, bei gemütlicher Binsenbummelei auf dem heimischen Wanderfluss, bei mehrtägigen Touren oder bei Expeditionen zu den Eisbergen Grönlands.

Technische Daten

Material: Cordura® 500D Gewebe
Einstieg: Frontreißverschluss
Gewicht: 1144 g (XS/S), 1286 g (M/L), 1320 g (XL/XXL)
Fronttaschen: 4
Rückentasche: 1
Handwärmertaschen: ja
Größen/Auftrieb: XS/S (60 N), M/L (70 N), XL/XXL (75 N)
Farben: rot, blau
Preis: 239,– Euro
Infos: palmequipmenteurope.com

Die Kaikoura im Redaktions-Einsatz.