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Zu zweit oder alleine. Mit Verdeck oder ohne. Wanderfluss, See, geschützte Meeresbucht. Das Touren-Faltkajak Puffin Saranac von Pakboats bietet viel Boot in einem.

Lars Brinkmann, Lisa Huber, Hersteller

Das Pakboats Puffin Saranac, handlich verpackt – eigentlich passt in diese Sporttasche so ziemlich alles, was man für ein Wanderpaddler-Leben braucht. Zumindest was das Boot betrifft. Das Faltkajak im Inneren der roten, mit Tragegurt versehenen Tasche ist als Zweisitzer konzipiert, lässt sich aber auch wunderbar alleine paddeln. Man kann das Boot »oben ohne« fahren, also ohne Verdeck – und so bei Bedarf die Vorteile offener Boote nutzen wie großes Fassungsvermögen, leichte Beladung und Erreichbarkeit des Gepäcks während der Fahrt. Man kann das Saranac aber auch mit Verdeck fahren, sowohl solo als auch zu zweit, was dem Boot erstens ein schnittig-sportliches Äußeres verleiht und es zweitens vor unerwünschtem Nass von außen abschottet – vor allem, wenn man sich neben dem Verdeck auch noch die entsprechenden Spritzschürzen leistet.
Mit diesem Tausendsassa unter dem Hintern steht dem Saranac-Besitzer nun eine riesige Bandbreite an Touren-Optionen und Revieren zur Verfügung: »Stauraum für Tagesgepäck«, schreibt Pakboats-Vertrieb Out-Trade auf seiner Website – und gibt sich damit eher bescheiden. Denn alles, was man für eine Tagestour benötigt, passt mühelos hinein. Wenn man sich ein bisschen einschränkt, kriegt man auch eine Übernachtung hin. Und wenn man allein unterwegs ist, kann man problemlos Gepäck für zwei, drei Tage mitnehmen. Und auch was die Wahl der Gewässer betrifft, hat man mit diesem Boot die Qual der Wahl: Wanderflüsse, Seen, geschützte Meeresbuchten – geht alles.

Das Puffin Saranac im Solo-Einsatz mit Verdeck.

Auf dem Wasser

Zwei Grunddaten lassen die wesentlichen Fahreigenschaften des Saranac vorausahnen: die für ein Tourenkajak relativ üppige Länge von 4,80 Metern. Und dabei ein Fliegengewicht von gerade einmal 13,2 Kilogramm. Wenn man dazu noch weiß, dass das Boot vor ein paar Jahren eine »Frischzellenkur« erhalten hat und in diesem Zusammenhang einen längeren, schlankeren Rumpf mit einem spitzeren Bug, dann ahnt man schon, was einen auf dem Wasser erwartet: Das Boot beschleunigt wie die berühmte Katze aus dem Hause Schmidt, hält mühelos das Tempo und überzeugt mit großem Leichtlauf. Testfahrten auf dem Regen haben gezeigt: Sogar im Solo-Einsatz konnte das Saranac mit Zweier-Canadiern mithalten. Und mit dem einen oder anderen Seekajak ebenfalls.
Wer die beiden, erfreulicherweise im Lieferumfang enthaltenen, Skegs anbringt (Achtung: VOR dem Aufpumpen der Luftschläuche installieren!), verbessert Geradeauslauf und Tempo noch weiter – erstaunlich, wie wenig sich das Boot vom Kurs abbringen lässt, auch wenn die beiden Paddler darin mal nicht hundertprozentig koordiniert agieren. Wer auf die Skegs verzichtet, sorgt für mehr Wendigkeit. Auf einem kurvigen Wanderfluss durchaus eine Option.
Dazu kommt, auch im Vergleich mit anderen Luftbooten, eine erfreuliche Kippstabilität. Dafür sorgen nicht zuletzt die je zwei Luftschläuche auf jeder Seite – das Saranac verfügt zwar nicht über einen so hohen Luftanteil wie die scubi-Hybridboote, über einen so geringen wie die nortik-Rennschlitten navigator und argo aber auch nicht. Somit bewegt es sich zwischen diesen beiden Welten, sowohl was die Geschwindigkeit betrifft als auch die Stabilität auf dem Wasser. Soviel steht jedenfalls fest: Selbst »wasserscheue« Paddeleinsteiger werden zu diesem Boot schnell Vertrauen aufbauen – und draufgängerischer veranlagte, erfahrenere Zeitgenossen wird es trotzdem nicht langweilen.
Noch ein paar Worte zur Robustheit: Wir haben es hier mit einer Bootshaut zu tun, nicht mit einem Panzer aus PE. Diese Bootshaut kann zwar einiges wegstecken. Gelegentlicher Steinkontakt oder ein Schrammen über kieseligen Grund machen ihr nichts aus. Tückische Metallstangen oder anderes scharfkantiges Zeug schmecken ihr aber nicht so gut. Wer ein Faltboot fährt, muss sich vor so etwas eben ein wenig in Acht nehmen. Die gute Nachricht: Die meisten Schäden lassen sich mit dem mitgelieferten Reparaturset leicht beheben. Das Alugestänge des Saranac ist eloxiert und verfügt damit über einen sehr guten Schutz gegen Umwelteinflüsse – außerdem bekommt beim Aufbau keine schwarzen Hände.

Ohne Verdeck: reichlich aufnahmefähig. Foto: Lisa Huber

Der Aufbau

Wir haben es ja gerade festgestellt: Das Tourenboot Saranac bewegt sich irgendwo zwischen der Welt der Hybridboote und der Formel 1 der Falt-Seekajaks. Das gilt auch für den Aufbau: Ganz so flott wie bei einem scubi geht’s nicht. So komplex wie bei einem nortik navigator ist’s aber auch nicht. Dabei verfügt das Saranac über ein intelligentes Gestänge-Konzept, das den Aufbau einfach macht und nur gelegentlich etwas Kraftaufwand erfordert (ganz ohne geht’s nicht – irgendwo muss die Steifigkeit ja herkommen). Ein hilfreiches Detail: Die Stangen (sogar die für die Süllränder!) sind in sich mit einem Gummizug verbunden, was dem Saranac-Besitzer mühselige Sortierarbeiten erspart – was zusammen gehört, hängt schon zusammen.
Aber der Reihe nach: Zunächst werden die beiden Dollborde in die Kanäle oberhalb der Luftschläuche geschoben. Danach findet die Kielstange ihren Platz in der Bootshaut. Anfangs liegt sie dort noch etwas »schlabberig« herum, aber das wird sich ändern: Wenn man erstmal die Dollborde und die Kielstange mit den fest in die Bootshaut integrierten Stevenelementen in Bug und Heck verbunden und sodann die Spanten und Versteifungsrohre installiert hat, entsteht die erfreuliche Steifigkeit, die für die erfreulich präzisen Fahreigenschaften verantwortlich ist. Nun finden die Sitze (oder: der Sitz) ihren Platz im Boot, die Sitzflächen werden bei Bedarf mit Luft gefüllt, die Lehnen eingestellt. Das ist im Handumdrehen passiert, dann heißt es pumpen. Auf jeder Seite müssen zwei Schläuche befüllt werden. Und auch wenn die beiliegende Doppelhubpumpe angesichts ihrer geringen Größe kurzfristiges Stirnrunzeln verursacht hat, geht das flott und ohne Schweißvergießen von der Hand. Zu guter Letzt werden noch die Pakboats-typischen Endkappen an Bug und Heck fixiert, dann ist das Werk vollbracht. Mit etwas Erfahrung ist das Saranac nach etwa einer Viertelstunde einsatzbereit. Plus zwei, drei Minuten vielleicht, wenn man noch das optionale Verdeck anbringt und mit den Süllrändern vervollständigt. Der Erstaufbau benötigt etwas mehr Zeit. Gut beraten ist man, wenn man sich die Gebrauchsanweisung vorab einmal komplett durchliest und sich das Aufbauvideo auf faltboot.de ansieht.

Fazit: Beim Saranac handelt es sich um ein schnelles Falt-Tourenkajak für Wanderflüsse und Seen. Geschützte Meeresbuchten gehen auch (nach dem Einsatz im Salzwasser sollte man das Alugestänge wie bei jedem Faltboot mit Süßwasser abspülen). Wer weder Wildwasser noch tagelange Expeditionen entlang rauer Küsten auf seiner paddlerischen Agenda stehen hat, bekommt mit diesem Boot eigentlich alles, was er braucht: für die Solotour oder die mit Begleitung, mit Verdeck oder ohne. Mit Bus oder Bahn zum heimischen Gewässer. Oder natürlich mit dem Auto, das nicht mal einen großen Kofferraum benötigt. Oder mit dem Flieger nach Kanada. Für ein paar Stunden Entspannung auf dem Wasser. Aber durchaus auch für größere Distanzen. Jedenfalls immer mit: viel Vergnügen!

Technische Daten
Pakboats Puffin Saranac

Sitzplätze: 2 (1)
Länge: 480 cm
Breite: 71 cm
Gewicht: 13,2 kg
Material Bootshaut: PU
Material Gestänge: eloxiertes Aluminium
Zuladung: 180 kg
Cockpit: 385×58 cm
Cockpitluke Verdeck: 83×43 cm
Packmaß: 75x30x40 cm
Aufbauzeit: ca. 15 min
Farbe Bootshaut außen: schwarz
Farbe Verdeck: blau oder gelb
Preis: 1699,- Euro
Infos: www.faltboot.de

Lieferumfang: Bootshaut, eloxiertes Gestänge, Sitze, Tasche, Reparaturset, Luftpumpe, abnehmbares Skeg (2x), installierter Kielstreifen
Optional: Verdeck für zwei Personen oder eine, Spritzschürze, aufblasbare Fußstütze