Ausrüstung Einzeltests

Ninja auf See

Bis vor etwa zwei Jahren gab es nur eine Schwimmweste namens Ninja – dann fügte NRS dem Basismodell Versionen für Wildwasserpaddler und Seekajaker hinzu. Letztere Variante nennt sich Ninja OS, und wir haben sie genauer unter die Lupe genommen.

Jens Klatt

Die Ninja ist schon seit vielen Jahren ein bewährtes Multitalent im Westensortiment des amerikanischen Zubehör-Spezialisten NRS. Eine echte Allround-Schwimmweste, die ihren Träger für so ziemlich alles ausstattete, vom gemäßigten Wildwasser bis zum großflächigen See. Ein enorm großer Einsatzbereich, der aber eben nicht alles abdeckte: Für den Einsatz im härteren Wildwasser fehlte der Ninja beispielsweise ein Bergegurt mit Schnellöffnung. Ambitionierten Seekajakern mit Bedarf nach gut unterteiltem »Stauraum« bot die Ninja mit ihrer einen Brusttasche zu wenig Optionen für die wohlsortierte Unterbringung von Dingen, die man auf großer Fahrt auf weitem Wasser griffbereit haben möchte – eines GPS-Geräts beispielsweise. Also hat sich NRS im Jahr 2023 sein »Mädchen für (fast) alles« nochmal vorgenommen und aus einem Allrounder drei verschiedene Modelle gemacht: eins für Tourenpaddler, eins für den Einsatz im Wildwasser mit dem Namenszusatz Pro und eins für Seekajaker mit dem Kürzel OS.

NRS NInja OS, Frontansicht in der Farbe Citrus.
NRS NInja OS, Rückenansicht in der Farbe flare.

Wie gehabt


Natürlich gibt es dabei ein paar Konstanten, die für alle drei Modelle nach wie vor zutreffen: Wie bisher erfolgt der Ein- und Ausstieg wahlweise über den Kopf oder seitlich – die Gurte an der rechten Seite können per Klickverschluss geöffnet werden. Bequem ist das vor allem beim Ausziehen nach langer Paddelei, mit müden Armen und müdem Kopf – einfach öffnen, Weste weg, Wasserflasche her. Wie bisher verfügen die Ninjas über eine groß dimensionierte Dropdown-Klapptasche, in die man aus der Vogelperspektive hinein schauen kann – praktisch, wenn man zwischen all dem anderen Krimskrams nach der Actioncam wühlt. Wie bisher (und wie bei der überwiegenden Zahl der Paddel-Schwimmwesten) werden die Ninjas über die Gurte an der Schulter, an der Seite und an der Hüfte eingestellt. Wie bisher hält ein mit Silikon beschichtetes Hüftband das gute Stück an Ort und Stelle, wenn man bei einem unfreiwilligen Vollbad im Wasser liegt. Wie bisher fühlt sich das Futter auch auf bloßer Haut ziemlich gemütlich an und trocknet ziemlich schnell. Und wie bisher verfügen alle Ninjas über großzügig dimensionierte Schaumplatten – reichlich Prallschutz auch bei ruppigem Kontakt mit feindlichem Gestein. Oder was eben sonst so im Weg steht.
Das gilt übrigens auch für den Rückenschaum, der sich immer noch nicht so recht mit aufblasbaren Sitzen in Luftbooten und hohen Lehnen in Freizeitkajaks verträgt. Die altbewährte Ninja eignete sich für sportliches Paddeln in sportlichen Sitzanlagen mit Rückengurt – für das Hineinlümmeln in halbe Sessel war sie nicht gedacht. Und das ist bei ihren drei Nachfolgerinnen so geblieben.


Die Ninja OS


Schauen wir uns nun eine der drei Neukreationen genauer an: die OS. Wobei die beiden Buchstaben für Offshore stehen, und damit wissen wir auch schon, was wir hier vor uns haben: eine Schwimmweste, die sich an ambitionierte Tourenpaddler und Seekajaker richtet.
Zwei Neuerungen, die in dieser Weste stecken, hat sie nicht exklusiv – sie gelten für große Teile des NRS-Westensortiments: Da ist zum einen das Orbit Fit System, bei dem mehrere Schaumplatten statt eines massiven Blocks mehr Flexibilität und weniger Gewicht bringen sollen. Zum anderen eine verfeinerte Größeneinteilung (»graded sizing«), bei dem es auch die Auftriebskörper in verschiedenen Größen gibt. Beides hat Auswirkungen auf die Passform, auf die Bewegungsfreiheit – und somit auf den allgemeinen Tragekomfort.
Darüber hinaus hat die OS aber ein paar Features erhalten, die vor allem die Seekajak-Fraktion erfreuen werden – in erster Linie eine Tasche in der Tasche. Genauer gesagt, eine herausnehmbare Innentasche in der Front-Klapptasche, mit Klett zu befestigen und groß genug für ein Funk- oder ein GPS-Gerät, mit Ausgang für eine Antenne, die dank des Zwei-Wege-Reißverschlusses auch aus der Fronttasche herauslugen kann.

Flexibler Stauraum: herausnehmbare Innentasche in der Front-Klapptasche.

Auch sonst haben die Produktdesigner dem gesteigerten Ausrüstungsbedarf des ambitionierten Seekajakers Rechnung getragen: An fünf Befestigungs-Möglichkeiten, darunter zwei D-Ringe links und rechts der Fronttasche, lassen sich Messer, Taschenlampe oder Actioncam montieren. Und die Reflexstreifen für bessere Sichtbarkeit fallen bei der OS größer aus als bei den anderen Varianten – kann nichts schaden, wenn man im Halbdunkel auf großflächigen Gewässern unterwegs ist, auf denen auch Motorboote umher brausen oder auf denen die Seeschifffahrt Passagiere von A nach B befördert.
Alle drei Ninja-Varianten verfügen über komfortable Handwärmertaschen, in denen man auch mal auf die Schnelle etwas verstauen kann. Ein großes Lob für diese Dinger, denn sie haben sich bewährt – die Testpaddelei mit der Ninja OS fand mitten im Winter statt. Was wiederum bedeutet, dass wir wegen des Tragens eines Trockenanzugs den Effekt des »AirMesh«-Innenfutters auf dem Rücken nicht beurteilen können. Dieses Feature soll für Belüftung sorgen und das unangenehm-klebrige Gefühl klatschnass geschwitzter Kleidung auf der Haut vermeiden. Da dies aber bei anderen Westen gut funktioniert, gehen wir mal davon aus, dass es sich auch bei der Ninja OS so verhält. Last but not least noch eine Kleinigkeit mit erwähnenswertem Effekt: Überstehende Schulterriemen können in »strap garages« untergebracht werden. Somit baumelt nichts umher, und wo nichts umher baumelt, kann auch nichts daran hängen bleiben. Vom »aufgeräumten« Eindruck ganz zu schweigen.

Fazit: Auch bei den neuen Ninjas hat NRS den Umweltaspekt nicht aus den Augen verloren. Die Außenhülle ist aus recyceltem Material, der Schaum PVC-frei. Dank mehrerer Features, die NRS dem Basismodell der Ninja hinzu gefügt hat, eignet sich das Modell OS nun für Tourenpaddler und Seekajaker – und zwar auch dann, wenn sie sich mal ein Stück weit von der Küste entfernen. Aufgrund des ausgeklügelten Größen- und Schaumplattensystems »passt« die Weste für Männer und Frauen. Die Klapptasche erlaubt einen hilfreichen Überblick über ihren Inhalt, die Innentasche für Smartphone oder GPS-Gerät (oder was auch immer) ist herausnehmbar. Tipp zum Schluss: Wer sich eine Weste mit noch besser aufgeteiltem »Stauraum« wünscht, sollte einen Blick auf die NRS Odyssey werfen.

Technische Daten

Außenmaterial: 100% recyceltes 420 Denier Ripstop Nylon
Futter: 100% recyceltes 200 Denier Nylon, 70 Denier Polyester
Einstieg: über Kopf, Seite
Taschen: unterteilte Front-Klapptasche, herausnehmbare Innentasche
Gurte, Einstellung: Schulter, Seite, Hüfte
Messerhalterung: ja
Größen: XS/M, M/L, XL/XXL
Farben: flare, citrus
Preis: 179,95 Euro
Infos: www.nrseurope.com