Ausrüstung Einzeltests

Eine perfekte Melange

Im Sommer 2023 gibt es Nachwuchs in der Hybridboot-Familie bei nortik: Das scubi Lite vereint die Vorzüge des scubi 1 mit denen seiner Nachfolger. Das KANU Magazin konnte noch vor Markteinführung einen Prototypen paddeln.

Lars Brinkmann

Das brandneue scubi Lite vereint das Beste aus zwei Welten. Naja, vielleicht nicht ganz. Auf jeden Fall aber das Beste aus den bewährten Hybridbooten der nortik-Faltbootspezialisten: dem scubi 1 und all seinen »Nachfolgern«. Ersteres, gewissermaßen die Mutter aller Hybridboote, überzeugte neben seinen Fahreigenschaften durch kompaktes Format, geringes Packmaß, günstigen Preis und einfachen Aufbau – wobei das »Zusammenbasteln« aufgrund des fest integrierten Verdecks und der von der Bootshaut getrennten Luftschläuche nicht ganz so simpel ausfiel, wie sich die Bootsbauer bei nortik das gewünscht hätten. Man musste eben doch immer die Luftschläuche am Gestänge befestigen und das Konstrukt dann mit ein paar Verrenkungen an Bug und Heck unter das Verdeck bugsieren. Also machten es die nortik-Bootsbauer bei den Nachfolgern anders, wählten eine offene Bauweise mit optionalem Verdeck und integrierten die Luftschläuche in die Bootshaut. Der Aufbau ging damit noch einfacher und schneller vonstatten, die Boote wurden größer und boten mehr Platz für den (oder die) Paddler und sein Gepäck. Naturgemäß wuchsen mit den Booten auch das Gewicht und mit der verbesserten Ausstattung der Preis.
Somit war der Gedanke naheliegend, die Vorteile beider Bauweisen in einer neuen Kreation zu vereinen, und damit wären wir beim scubi Lite. In Sachen Größe und Packmaß spielt das Boot ziemlich genau in der Liga des scubi 1, bringt somit dessen Kompaktheit und Handlichkeit mit sich – und ist mit 8,25 Kilogramm sogar ein knappes Kilo leichter als das scubi 1, das ja auch schon ein Fliegengewicht ist. Von der Konstruktion her entspricht es aber den späteren scubis: offene Bauweise mit optionalem, anklettbarem Verdeck und in die Bootshaut integrierte Hochdruck-Luftschläuche.

Farbvariante rot/schwarz
Farbvariante blau/schwarz

Noch flotterer Aufbau

Genauer gesagt, verfügt der Neuling über die Hybridtechnologie der scubis 2 und 3. Das bringt in Verbindung mit dem kompakten Format einen extrem flotten, einfachen Aufbau mit sich. Bootshaut ausrollen, das bisschen Gestänge unterbringen, aufpumpen, das war’s – der Sitz und die Lehne verbleiben einfach im Boot. In knapp zehn Minuten ist das erledigt, und man kann aufs Wasser. Außer man bevorzugt ein geschlossenes Boot und klettet noch das optionale Verdeck mitsamt Spritzschürze auf die Bootshaut – ein »Riesenaufwand« von vielleicht weiteren zwei Minuten.
Schon beim Aufbau erfreut eine weitere Detailverbesserung zum scubi 1: Der Lite-Novize verfügt über Bajonettventile. Somit bleibt die Luft nach dem Abziehen der Pumpe in den Schläuchen – und kommt einem nicht mit lautem »Pfffffft« wieder entgegen, wie es beim scubi 1 passieren konnte (wenn man den Füllschlauch nicht schnell genug verschloss oder in weiser Voraussicht abknickte). Ebenso erfreut bemerkt man schon beim Aufbau, dass das scubi Lite deutlich mehr Platz bietet als die Vorgängerin. Auch höher aufgeschossene Zeitgenossen können hier ihre Stelzen unterbringen, und für das Gepäck einer Tagestour ist ebenfalls genug Platz, hinter dem Sitz beispielsweise.
Apropos, der Sitz: Der bietet reichlich Komfort und ist etwas erhöht. Dennoch befindet sich die Sitzfläche beim Paddeln auf Höhe der Wasserlinie. Eine Konstruktion, die drei Vorteile mit sich bringt: Erstens bleibt der Hintern trocken, auch wenn sich Spritzwasser im Boot befindet. Zweitens erhöht der trotzdem niedrige Schwerpunkt die Stabilität. Und drittens befinden sich die Beine in einer bequemen Sitzhaltung.

Und auf dem Wasser?

»Vom Einsatzspektrum her liegt das scubi Lite zwischen den Modellen 1 und 1XL«, sagt Out-Trade-Geschäftsführer Steffen Sator. Soll heißen: Auch der Neuling ist bestimmt für Touren auf Seen und Wanderflüssen, auch eine geschützte Meeresbucht bringt seinen Insassen nicht in Schwierigkeiten. Wie bei allen Faltbooten gilt: Scharfkantige Steine, ins Wasser ragende Äste, Metallstangen oder ähnliches sind nicht gerade enge Freunde der Bootshaut – hier sollte man also bei der Wahl des Gewässers etwas Vorsicht walten lassen. Durch zwei Merkmale vergrößert sich allerdings der Aktionsradius des Lite im Vergleich zum scubi 1: einmal durch das bereits erwähnte Plus an Platz. Und zum anderen durch einen verbesserten Geradeauslauf, der durch eine verstärkte Kielstruktur erreicht wird.
Und im Vergleich zum scubi 1XL? Nun, mit 60 Zentimetern mehr Länge gewinnt das größere Modell natürlich in Sachen Platzangebot und Geradeauslauf. Auch die optionale Ausstattung ist beim 1XL luxuriöser. Wer mag, kann den »großen Bruder« mit Steueranlage, Drop Stitch-Einlegeboden, Segel sowie einem Verdeck mit festem Süllrand ausstatten. Beim scubi Lite muss man auf diese Extras verzichten, aber dafür ist das Boot eben kompakter, wendiger und leichter. Außerdem muss man weniger tief in die Tasche greifen – das Lite ist um 400,- Euro günstiger als das 1XL.
In Sachen Fahrverhalten drängt sich eher der Vergleich zwischen den scubis 1 und Lite auf – schließlich sind beide mit 320 Zentimetern genau gleich lang. Wer beide Boote kennt und mit dem neuen scubi lospaddelt, der merkt recht schnell: Es geht flott voran, der Bug zeigt zuverlässig nach vorne. Somit muss man deutlich weniger Kraft in Richtungskorrekturen stecken. Ergo: weniger Energieverbrauch in den Paddlermuskeln bei gleicher oder gar größerer Distanz. Gleichzeitig muss man sich über die Wendigkeit keine Sorgen machen: Mit seinen übersichtlichen 320 Zentimetern Länge manövriert man das Lite mühelos durch enge Flusskurven. Während man sich entspannt in den Sitz lümmelt, genüsslich die Beine ausstreckt und sich über die große Kippstabilität freut.

Die »Spur« zeigt es deutlich: Der Newcomer im Hause scubi schnürt bestens geradeaus.

Fazit: Das scubi Lite ist ein hochmobiles Hybridkajak für den Gelegenheitspaddler. Nach dem Willen der nortik-Chefetage soll es langfristig das scubi 1 ablösen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten – die »Mutter aller scubis« hat sich über die Jahre eine treue Fangemeinde aufgebaut. In Sachen Größe, Gewicht und Packmaß im Sporttaschenformat spielen die Varianten 1 und Lite in der gleichen Liga. Aber letztendlich gewinnt der Newcomer den direkten Vergleich: Der Aufbau ist noch leichter, das Fahrverhalten verbessert, das Platzangebot im Innenraum vergrößert. Und günstig zu haben ist das scubi Lite mit 999,- Euro obendrein. Spricht eigentlich alles für den Neuen.

Technische Daten

Sitzplätze: 1
Länge: 320 cm
Breite: 73 cm
Gewicht: 8,25 kg
Aufbauzeit: 8-10 Minuten
Packmaß: 90 x 25 x 35 cm
Farben: rot/schwarz, blau/schwarz
Preis: 999,- Euro
Infos: www.faltboot.de

Lieferumfang: Bootshaut, Gestänge, Sitz, Packrucksack, Luftpumpe mit Manometer, installierter Kielstreifen, Reparatur-Set.

Optionales Zubehör: Verdeck mit Schürze (139,- Euro), Lukendeckel, extra hohe Lehne