Ausrüstung Einzeltests

Schiff ahoi!

Das scubi 3: das größte Boot der Hybridflotte von nortik, geschaffen für die Kleinfamilie. Oder für zwei Paddler mit üppigem Gepäck. Oder für das Ehepaar mit Hund. Oder wie auch immer …

Lars Brinkmann

Vor den Probefahrten mit dem nortik scubi 3 spiegeln sich die gelbgrünen Waldhänge im Wasser des Happurger Stausees. Die Sonne strahlt vom Himmel und sorgt für einen verlängerten Spätsommer – Meteorologen melden den wärmsten Oktober seit 1881. Ein Tag wie geschaffen dafür, ihn mit der Familie auf dem Wasser zu verbringen. Ein Vorhaben, das sich beispielsweise mit einem Festboot-Canadier umsetzen ließe. Aber so ein Fünf-Meter-Ungetüm kann nicht jeder problemlos transportieren und lagern – schon gar nicht in einer zunehmend verstädterten Gesellschaft mit Hutschachteln als Kellern und Gemeinschaftsgaragen als Autostellplätzen.

Packmaß 120x48x30 Zentimeter: tragbar, auch in Bus und Bahn. Leicht zu lagern, auch im kleinen Kellerverschlag.

Scheitern muss der Sonnentag auf dem Wasser dennoch nicht, denn mit dem nortik scubi 3 gibt es eine zerlegbare Alternative. Die Einsatzmöglichkeiten dieses Faltboots sind vielfältig: Eine dreiköpfige Kleinfamilie passt mühelos rein, egal, ob Vater und Mutter mit einem Kind oder ein Elternteil mit zwei Kindern. Wer mag, kann auch seinen Hund in der Bootsmitte unterbringen – in diesem Fall empfiehlt sich eine Matte, um den Boden vor Krallenkratzern zu schützen. Drei Erwachsene gehen auch, die vollwertigen Hängesitze bieten ausreichend Beinfreiheit. Natürlich kann man das scubi 3 auch zu zweit paddeln. In diesem Fall lässt sich der halbe Hausstand in der Bootsmitte unterbringen. Naja, fast, aber für Zelt und Zahnbürsten, Isomatten und einen kleinen Grill ist auf jeden Fall Platz, denn die mittlere Sitzfläche kann bei Bedarf entnommen werden. Wer darauf aus ist, das Bootsinnere trocken zu halten, muss sich den Kopf auch nicht zerbrechen: Sogar mit dem optionalen Verdeck (inklusive drei Spritzschürzen) bleibt die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten erhalten, denn die Luken können mit den entsprechenden Deckeln (ebenfalls im optionalen Zubehör) nach Gusto verschlossen werden.

Die Einzelteile

Wie schnell lässt sich nun so ein 5,40-Meter-Faltriese aufbauen? Nun, mit etwas Übung in einer knappen Viertelstunde, und das, ohne in der Gebrauchsanweisung blättern zu müssen. Bei den ersten ein, zwei Anläufen sollte man etwas mehr Zeit einplanen, die Gebrauchsanweisung parat und sich das Aufbauvideo auf faltboot.de zu Gemüte geführt haben.
So oder so: Der Aufbau beginnt am besten damit, dass man die Gestängeteile so auslegt, wie sie später in der Bootshaut montiert werden. Das ist schnell passiert, denn die Stangen sind mit einem Pfeil gekennzeichnet, der in Richtung Bug zeigt. Außerdem gibt’s nicht viel Gestänge. Genauer gesagt: fünf Kielstangen, sechs Spanten, zwei Stevenelemente, das war’s.

Bootshaut und Gestänge-Einzelteile: Vor dem ersten Aufbau am besten einmal geordnet auslegen.

Der Aufbau

Danach kann’s dann auch schon losgehen – der Aufbau des scubi 3 folgt dem gleichen Prinzip wie bei seinen kleineren »Geschwistern«. Soll heißen: zuerst den Hecksteven an seine Stelle stopfen, das daran angebrachte, bewegliche Rohr an ein in der Bootshaut befestigtes Querrohr klipsen (Besonderheit der scubi-Modelle 2 und 3) und den Steven mit den Kielstangen verbinden. Danach das gleiche Procedere im Bug wiederholen. An zwei Stellen müssen Kielstangen durch eine Bodenlasche geführt werden und ziemlich genau an deren Ausgang miteinander verbunden werden, was ein bisschen fummelig ist. Aber auch daran gewöhnt man sich recht schnell.
Wenn alle Kielstangen in der Bootshaut untergebracht sind, werden sie in der Bootsmitte miteinander verbunden und mit einem Splint fixiert. Bei diesem Schritt nimmt der durchgehende Kiel Gestalt an, und dabei entsteht auch ein Großteil der nötigen Steifigkeit. Außerdem stellt der Erstaufbauer an dieser Stelle erfreut fest, dass er es auch schon fast geschafft hat – die Hängesitze und Schenkelgurte sind nämlich bereits in der Bootshülle fixiert.
Also kommt jetzt nur noch die Pumpe zum Einsatz. Wie bei den anderen scubi-Hybriden muss der Boden nicht gefüllt werden, nur die Seitenschläuche werden mittels der mitgelieferten Pumpe auf einen Betriebsdruck von 0,25 bar/3,6 psi gebracht. Ein Manometer befindet sich im Lieferumfang. Sollte dennoch mal, zum Beispiel aufgrund starker Sonneneinstrahlung, zu viel Druck im Luftschlauch entstehen, schützen die Überdruckventile im Heck zuverlässig vor eventuellen Schäden.

Fahrverhalten

Der erste Eindruck auf dem Wasser: Die luftgefüllten Seitenschläuche sorgen für eine enorme Stabilität. Eigentlich ist so ein scubi so gut wie »unkenterbar« – schön zu wissen für ein Elternteil mit zappeliger Rasselbande an Bord. Das Fahrverhalten des scubi 3 hängt natürlich wie bei allen mehrsitzigen Paddelbooten vom Können der Besatzung ab. Oder vielmehr davon, inwieweit die »Insassen« in der Lage sind, ihre Paddelschläge miteinander abzustimmen – bei wildem, unkoordinierten Wasserschaufeln fährt auch das spurtreueste Boot nicht geradeaus. Aber wenn das einigermaßen hinhaut, überzeugt das scubi 3 dank des durchgängigen Kiels, dank des damit erzeugten Tiefgangs und dank der langen Wasserlinie mit einem überragenden Geradeauslauf. Und mit einem erfreulichen Tempo obendrein – unter anderem wegen des übersichtlichen Gewichts von 22 Kilogramm, das von der Crew in Bewegung versetzt werden muss. Was die Kurvenfreude betrifft, gilt natürlich: Ein 5,40 Meter-Kajak ist kein Slalomboot. Eine Tour auf einem mäandernden Wanderfluss geht trotzdem, und wenn die Insassen in der Lage sind, Bogenschläge, Ziehschläge & Co. koordiniert einzusetzen, dürfen die Kurven auch mal etwas enger ausfallen.

Ein ideales Boot für die Familie. Foto: Hersteller.

Geschmackssachen

Im optionalen Zubehör des scubi 3 befinden sich eine Besegelung (neu ab 2023) und eine Steueranlage. Letztere ist natürlich hilfreich auf kurvigen Strecken oder wenn der Wind mal kräftig auffrischt. Für den überwiegenden Teil der gemütlich-vergnügten scubi-Touren dürfte man es eher nicht brauchen. Die bei jedem scubi bereits installierten Schenkelgurte sorgen für einen guten Bootskontakt und eine bessere Kraftübertragung beim Paddeln. Auch die Haltung im Boot beeinflussen sie positiv. Man muss sie aber nicht nutzen – wer sich für sein Boot-Interieur ein noch aufgeräumteres Ambiente wünscht, kann diese »Strapsen« herausnehmen und für den Fall aufbewahren, dass man sie später doch noch nutzen will.
Fazit: einfacher, flotter Aufbau, jede Menge Stabilität und Sicherheit, ein gutmütiges Fahrverhalten – viel leichter kann man das Paddeln nicht machen. Das Revier des scubi 3 sind stehende Gewässer, friedliche Wanderflüsse und leichte Küstenfahrten. Was nicht heißen soll, das es nicht mal um eine etwas engere Kurve gehen oder ein bisschen plätschern darf. Sorgt schließlich für Abwechslung. Und die ist wichtig, gerade mit Kindern an Bord.

Technische Daten

Länge: 540 cm

Breite: 98 cm

Sitzplätze: 3 (2)

Gewicht: 22 kg

Material Haut: PVC/PU

Material Gestänge: eloxiertes Aluminium

Zuladung: 325 kg

Aufbauzeit: ca. 15 min

Packmaß: 120x48x30 cm

Farbe: hellgrau/schwarz

Preis: 2099,- Euro

Lieferumfang: Packtasche mit Rucksackfunktion, Luftpumpe mit Manometer, Sitze, Schenkelgurte, installierter Kielstreifen, seitliche D-Ringe, Überdruckventile, Reparatur-Set.

Optionales Zubehör: Drei-Personen-Verdeck mit drei Spritzschürzen, Lukendeckel, Steueranlage, Paddel nortik allround oder tour carbon, nortik kayak sail.

Infos: www.faltboot.de