Ausrüstung Einzeltests

Ein bisschen mehr Hintern

Die Machete von Lettmann ist ein Halfslice-Kajak mit messerscharfem Hinterteil. In der Puffy-Variante gönnt der Hersteller dem Boot zehn zusätzliche Liter Volumen im Heck. Das Resultat: mehr Kontrolle, mehr Einsatzmöglichkeiten – aber nicht weniger Spaßfaktor!

Manuel Arnu

Die Lettmann Machete Puffy leidet unter semantischer Diskrepanz! Das klingt schlimmer als es ist. Bei der Übersetzung des Wortes »Puffy« gibt es eine Bedeutungsverschiebung: Im Englischen ist das Wort eher positiv besetzt, im Deutschen hat es einen negativen Beigeschmack. »Puffy« heißt auf deutsch: »geschwollen, aufgedunsen, aufgebläht«. Das klingt, als hätte die Lettmann Machete Puffy Quarkwickel oder Medikamente nötig. Das Boot leidet aber nicht unter einer Krankheit, sondern ist gewollt ein wenig aufgeplustert. Die Puffy-Version ist eine Weiterentwicklung des bewährten Wildwasserkajaks Machete und gehört zur modernen Klasse der Halfslice-Kajaks. Das große Upgrade: das Heck! Statt ultraflach und leicht konkav wie bei der normalen Machete, kommt die Puffy Machete mit einem leicht nach außen gewölbten, »puffigen« Heck daher. Das bringt gute zehn Liter mehr Volumen und sorgt spürbar dafür, dass das Boot vor allem im Wildwasser stabiler, fehlerverzeihender und kontrollierter fährt. Gleichzeitig bleibt das flache, halfslice-typische Heck weitgehend erhalten: Die Puffy Machete ist super agil und verspielt und macht genau das, was man von einem Halfslice-Kajak erwartet. Ein ideales Boot für Squirts, Rock Spins und spielerische Moves aller Art.

Ausgewogen und spielerisch

Der objektiv betrachtet eher geringfügige Unterschied von zehn Litern im Heck macht tatsächlich einen großen Unterschied. Nur ein Beispiel: Der Unterschied von einem Slalomski und einem Riesenslalomski gleicher Länge ist mit bloßem Auge schwer auszumachen. Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Skiern liegt in einem leicht abweichenden Radius. Aber das Resultat sind Skier für zwei komplett unterschiedliche Disziplinen. Ein wenig ähnlich verhält es sich bei Machete und Machete Puffy. Das Plus an Volumen und somit auch an Reserven macht die Machete Puffy viel ausgewogener im Wildwasser und eröffnet ein größeres Spektrum an Einsatzmöglichkeiten. Ich empfand die Machete Puffy in anspruchsvollem Wildwasser deutlich weniger nervös und heckanfällig als das Original mit weniger Hinterteil, und das hat mir persönlich besser gefallen. Und trotzdem bleibt auch die Machete Puffy ein reinrassiges Halfslice-Kajak. Ich hatte keine Mühe, das Boot zu unterschneiden, der Spaßfaktor blieb für mich komplett erhalten. Insgesamt für mich eine echte Win-Win-Situation. Diese Eigenschaften machen die Machete Puffy für eine breite Zielgruppe attraktiv: Vom ambitionierten Einsteiger über fortgeschrittene Paddler bis hin zu Kajaklehrern, die ein vielseitiges, lernfreundliches Boot suchen, findet hier jeder das passende Werkzeug für seine Spielart des Wildwassersports.

Zum Vergleich: Lettmanns Machete in der Standardversion (Bild oben) und die Machete Puffy mit zehn Litern mehr Volumen im Heck (Bild unten).

Auf dem Wasser hat mich die Machete Puffy 65 mit ausgewogenen und spielerischen Fahreigenschaften überzeugt. Die Machete ist vielleicht keine Rakete – das liegt vor allem an ihrem ausgeprägten Rocker, der für viel Wendigkeit, aber eben auch für eine eher moderate Laufgeschwindigkeit sorgt. Gerade für technische Wildwasserpassagen ist das aber ein echter Vorteil: Das Boot lässt sich mühelos manövrieren und reagiert präzise auf jede Bewegung. Der Bug läuft angenehm trocken, bleibt auch in unruhigem Wasser zuverlässig über der Oberfläche – obwohl kein Full-Rocker-Design vorliegt, ist das Fahrverhalten in dieser Hinsicht sehr ausgewogen. Das relativ kastige Unterschiff mit markanten Kanten kann bei Seitenwasser etwas schieben, doch das ist kein gravierender Nachteil. Schließlich handelt es sich um einen sportlich-agilen Halfslice, der sich mit einem kräftigen Bogenschlag schnell und zuverlässig korrigieren lässt. Die Anfangsstabilität des mit 63 Zentimeter Breite recht schmalen Kajaks ist relativ gering, was das Boot zunächst etwas kippelig wirken lässt – jedoch unterstreicht genau das seinen sportlichen Charakter. Wer ein reaktives, verspieltes Kajak sucht, wird die Agilität der Machete schnell zu schätzen wissen. Boofen gelingt mühelos, auch dank des starken Rockers. Zusätzlich kann man die Machete sehr gut auf die Kante stellen und das Heck gezielt absenken, um das Vorschiff anzuheben – ähnlich wie bei einem Slalomboot. Auch das Unterschneiden, eine Kernkompetenz jedes Halfslice, funktioniert bei der Machete Puffy ausgesprochen gut. Trotz des etwas voluminöseren Hecks lässt sich das Boot kontrolliert und zuverlässig unterschneiden – ich empfand das konvexe Heck sogar als angenehmer in der Kontrolle als das der klassischen Machete. Beim Kehrwasserfahren punktet das Kajak mit seinen ausgeprägten Kanten. Das Boot zieht sauber und stabil ins Kehrwasser und bleibt dabei angenehm präzise. Zwar fährt es aufgrund des Rockers nicht so slalomartig wie andere Boote, doch das Handling macht dennoch viel Spaß und bietet viel Kontrolle.
Ein weiterer Pluspunkt: die Surf-Eigenschaften. Der starke Rocker sorgt dafür, dass sich die Machete Puffy hervorragend auf der Welle positionieren und kontrollieren lässt – ideal für verspielte Fahrten mit Surfpotenzial. Ihr Haupteinsatzgebiet findet die Puffy Machete auf moderatem bis sportlichem Wildwasser – also auf Flüssen der Klassen II bis IV. Hier kann sie ihre Vielseitigkeit voll ausspielen. Besonders viel Spaß macht sie auf wasser- und wellenreichen Gewässern mit vielen Kehrwässern und Spielstellen. Aber auch wenn sie nicht primär fürs Creeking konzipiert wurde, lässt sich das Boot in vielen alpinen Gewässern sicher und souverän bewegen. Die Lettmann Machete Puffy 65 wurde auf Lammer, Saalach, Brandenberger und Tiroler Ache getestet und konnte sich dort bestens bewähren.

Drin und dran

Auch in Sachen Ausstattung lässt sich Lettmann nicht lumpen. Die Puffy Machete kommt mit dem bewährten Ergo-Fit-System, das einen individuell einstellbaren Schaum-Sitz, verstellbare Schenkelstützen, einen bequemen Rückengurt und einen stabilen Fußraum mit Schaumkeil umfasst. Die Materialien wirken hochwertig, robust und auf Langlebigkeit ausgelegt. Der Komfort ist auch auf längeren Paddeltouren überzeugend. Ich habe die Machete Puffy in der Ausstattungsvariante Creek mit dem vergleichsweise schmalen Rodeo-Sitz 36 getestet – und war von der Sitzposition sehr angetan. Obwohl der Sitz eher schmal ausfällt, bietet er hervorragenden Halt und vermittelt ein sicheres Gefühl im Boot. Außerdem speichert er angenehm Wärme, was besonders bei kühleren Bedingungen ein Vorteil ist. Die großzügig gepolsterten Oberschenkelhalter, die serienmäßig verbaut sind, sorgen für zusätzlichen Halt und Kontrolle. Auch die Kniepolster tragen zu einem hohen Sitzkomfort bei – das gesamte Cockpit vermittelt dadurch ein sehr bequemes und zugleich stabiles Sitzgefühl. Ein weiteres Highlight ist die 3D-Prallplatte, die in einem sehr angenehmen Winkel für die Füße steht. Sie lässt sich individuell einstellen und schließt die Bootshülle von innen hervorragend ab – das trägt nicht nur zum Komfort, sondern auch zur Sicherheit bei. Das Boot ist standardmäßig mit drei stabilen Tragegriffen ausgestattet, die gut in der Hand liegen und sich sicher greifen lassen. Zusätzlich ist ein gepolsterter, höhenverstellbarer Rückengurt verbaut, der sich dank Ratschenmechanismus präzise und individuell anpassen lässt. Besonders praktisch ist auch die mittig verlaufende Centerrail, an der sich über integrierte Gear Loops problemlos Ausrüstung wie Wurfsack oder Trinkflasche befestigen lässt. Insgesamt zeigt sich die Ausstattung durchdacht, funktional und auf höchste Individualisierbarkeit ausgelegt. Nicht zuletzt ist auch die Optik ein echter Pluspunkt: Die Puffy Machete ist in kräftigen, lebendigen Farbvarianten erhältlich, die nicht nur gut aussehen, sondern auf dem Wasser auch für gute Sichtbarkeit sorgen. Die typischen Lettmann-Farbverläufe bieten eine gelungene Mischung aus sportlichem Design und praktischer Sicherheit. Gegen Aufpreis gibt’s die Machete auch in persönlichen Wunschfarben. Die Lettmann Machete Puffy ist in zwei Größen (65 und 85) erhältlich, außerdem in den Ausstattungsvarianten Creek und Race.

Fazit: Insgesamt ist die Puffy Machete ein rundum gelungenes Wildwasserkajak für alle, die sich nicht zwischen Freestyle und Riverrunning entscheiden möchten. Wer ein sportliches Boot sucht, das präzise reagiert, sich gut boofen und unterschneiden lässt und beim Surfen glänzt, wird mit diesem Modell seine Freude haben.

Technische Daten \
Lettmann Machete Puffy 65 (85)

Länge: 260 cm (270 cm)
Breite: 63 cm (60,5 cm)
Material: PE
Gewicht: Creek 19 kg, Race 18 kg (Creek 20 kg, Race 18 kg)
Volumen: 250 l (280 l)
Tragfähigkeit: 100 kg (120 kg)
Cockpit: innen 84,5 cm, außen 92 cm
Farben: gelb, rot, gelb-rot, magenta-sky, sky-blau, weiß-lila (Wunschfarben +99,– Euro)
Preis: ab 1499,- Euro
Info: www.lettmann.de