Ausrüstung Einzeltests

Feuerstuhl

Der Firecracker ist das neueste Gefährt in Pyranhas ohnehin schon umfangreichem Wildwasser-Fuhrpark. Wie der Name schon vermuten lässt: ein ziemlich heißblütiger Riverrunner. Und verspielt obendrein.

Energie und Motivation bei Pyranha, immer neue, innovative Kajaks zu entwickeln, haben mit dem Firecracker ein weiteres Mal ein beachtliches Wildwasserboot hervorgebracht. Kürzer als ihr bisheriges Half Slice (der Ripper 2) und mit einer Mischung aus bewährten und neuen Merkmalen, bietet der Firecracker einen geeigneten Einstieg für Kajakfahrer, die in die Welt des Freeride-Kajakfahrens eintauchen wollen. Aber was bedeutet das, Freeride? Nun, für mich bedeutet es, jeden Teil eines Flusses zu erforschen und zu genießen, von strudeligen Linien, dem Boofen von Löchern, dem Kurven durch verblockte Stellen bis hin zum Surfen auf Wellen und dem Erlernen neuer Tricks. Das Design des Firecrackers bietet das perfekte Potenzial, um jede Ecke deines Lieblingsflusses auszukundschaften – und erfahrenen Kajakern eröffnet der Firecracker eine ganz neue Welt des Down-River-Freestyle-Vergnügens.

Eine persönliche Anekdote

Den Beginn meiner Bekanntschaft mit dem Firecracker habe ich so oder ähnlich schon oft erlebt. Pyranha-Gründer Graham Mackereth lehnt sich zu mir herüber. Er spricht leise, aber eindringlich. Er lächelt, blinzelt mir zu und erzählt von dem neuen Kajak, das er bauen will. Ich höre aufgeregt zu, aus reinem Eigeninteresse, denn ich wollte schon lange ein kürzeres Freeride-Kajak, mit dem man allerhand Tricks vollführen kann. Ein wenig überrascht bin ich allerdings, als Graham verkündet, dass es ein vielfältiges Modell für alle sein soll, egal ob sie sich von Wasserfällen herab stürzen und allerhand Kabinettstückchen vollführen wollen oder nicht. Aber je mehr er erzählt, desto mehr beginne ich die Idee und Motivation hinter diesem Kajak zu verstehen.

Ein paar Monate später beladen wir den Pyranha-Van und fahren zum Swale, einem Fluss in Yorkshire, um den Prototyp zu testen. Ich weiß, dass es auf dem gesamten Abschnitt ein paar ziemlich unfreundliche Löcher geben wird. Was soll’s. Ich setze mich in den Prototypen und boofe über die erste Kante. Gehorsam setzt das Boot zum Sprung an, und ich kann aus dem Landeanflug heraus carven, genauso wie ich es mit dem Scorch kann – aber dieses Mal lasse ich das Kajak nicht einfach auslaufen, sondern peitsche es schnell in die Vertikale. Lachend blicke ich abwechselnd in den Himmel, dann wieder den Fluss hinunter und zurück, um zu sehen, wie der Rest der Besatzung über die Kante springt. Der Rest der Strecke verlief ähnlich, wobei ich immer wieder überrascht war, wie gut der Prototyp mit den gröberen Linien zurechtkam und wie einfach es war, in den kleinen Wellen und Wirbeln des Flusses herumzuspielen.

Spaßmaschine

Schon bald war ich so beeindruckt von diesem Kajak, dass ich es für einen Down-River-Freestyle-Trip mit nach Mexiko nahm. Die Reise verlief nicht nach unseren Vorstellungen, aber das hatte nichts mit dem Firecracker zu tun. Das Boot ermöglichte mir jedenfalls jede Menge Kunststücke, und das bestätigte meine Überzeugung, dass ich mit ihm all die Downriver-Tricks in meinem Kopf zuverlässig aufs Wasser bringen kann.

Während ich im Dschungel paddelte, arbeitete das Pyranha-Team weiter hart an der Vollendung des neuen Kajakmodells. Ein paar Monate später konnte ich die fertige Version abholen. Das war, bevor die Vorsaison in Europa überhaupt begann, die Flüsse waren noch eiskalt und richtig flach. Eiszapfen hingen an Felsen, die im Normalfall bei Hochwasser unter Wasser liegen. Pyranha brauchte vor der Produkteinführung Aufnahmen des Firecrackers von seiner besten Seite, aber Cobra-Flips und Tomahawks waren bei dem mickrigen Wasserstand nicht drin. Und doch: Allein in dieser Woche kehrte ich vier Mal zu demselben Fluss zurück, niedriger Pegel und eiskaltes Wasser hin oder her – einfach weil ich so viel Spaß mit dem Firecracker hatte. Und genau das ist für mich der Ausschlag gebende Punkt: Das Boot hat mich aufs Wasser gebracht und ich hatte jede Menge Freude, trotz Bedingungen, die nicht besonders motivierend oder inspirierend waren.

Fazit: ein kompaktes Halfslice-Kajak mit flachem Unterschiff und ausgeprägten Kanten. Außerdem mit jeder Menge Spielpotenzial und wie geschaffen, um die tollsten Pirouetten vorzuführen, um jedes noch so kleine Kehrwasser zu erwischen und Wellen zu surfen. Problemlos kerzelt es in die Vertikale und steht stabil auf dem Heck. Ich freue mich jedenfalls darauf, dass Temperaturen und Wasserpegel steigen, und ich allen zeigen kann, was dieses Kajak wirklich kann!

Der Autor

Brendan Orton gehört zu den namhaftesten Wildwasser-Paddlern der Welt und ist nicht zuletzt für seine spektakulären Freestyle-Moves bekannt. Seit seiner frühen Jugend hat »Bren« das Wettbewerbs-Paddeln und das Befahren extremer Gewässer zum Fulltime-Job gemacht. Ganz gleich, ob Bach, Fluss oder Wasserfall – der 28jährige Engländer fährt runter. Und ist bisher immer heil angekommen.

Defereggenbach, Osttirol, Austria. Photo: Jens Klatt

Technische Daten\\

Pyranha Firecracker

Material: PE

Größen: 232, 242

Länge: 233 cm (232), 242 cm (242)

Breite: 63 cm (232), 66 cm (242)

Volumen: 235 l (232), 259 l (242)

Lukengröße: 91×52 cm (232), 91,5×52 cm (242)

Gewicht: 18 kg (232), 19 kg (242)

Paddlergewicht: 40-65 kg (232), 60-90 kg (242)

Preis: 1495,- Euro

Infos: pyranha.com

Features: volleinstellbare Stout 2-Sitzanlage, verstellbare Schenkelstützen, Rückengurt mit Ratschensystem, verstellbare Prallplatte mit Schaumauflage, niedriger Süllrand für mehr Kontrolle beim Stützen und Rollen, Trage- und Sicherheitsgriffe, Fittingset.