Einzeltests

nortik scubi 2XL

Februar 2019: Auf der Messe f.r.e.e. in München ist das neue scubi 2 XL ein Publikumsmagnet. Oft ist das Boot umlagert, immer wieder wird es für Probefahrten angefordert. Der Grundgedanke des Hybrid-Neulings trifft offenbar einen Nerv und eine Nachfrage – nämlich die nach einem Boot, das der berühmten »Eier legenden Wollmilchsau« so nahe kommt wie möglich. Und in der Tat, das scubi 2 XL eröffnet seinem Besitzer zahllose Möglichkeiten: Benutzung zu zweit, alleine oder als Kleinfamilie mit Kind. Mit und ohne Verdeck. Mit und ohne die optional erhältliche Steueranlage. Kurze Feierabendtour oder längere Unternehmung und Beladung mit reichlich Gepäck. Und wenn man sich dann auch noch die Segelanlage dazu leistet, kann man ab und an den Wind die Arbeit der Paddel erledigen lassen.

Ein leichter Anfang

Aber beginnen wir von vorne – beim Aufbau. Ende April soll sich das Testexemplar auf dem Ammersee bewähren. Nach dem Öffnen der Packhülle wird schnell deutlich, dass es sich beim scubi 2 XL um ein lupenreines Hybridboot handelt – soll heißen, im Vergleich zu der 4,80 Meter langen Bootshülle ist der Gestängeanteil ziemlich gering: ein Bug- und ein Heck-Steven, vier Kielstangen, insgesamt vier Spanten für die beiden im Lieferumfang enthaltenen Sitze, dazu noch einen kleinen Bug- und einen Heckspant – das war’s. Erkennbar ist das (erfolgreiche) Bemühen der Konstrukteure, den Aufbau so narrensicher wie möglich zu machen: Nach vorne zeigende Pfeile auf den Kielstangen zeigen ihre Ausrichtung und Position im Boot an, und nummeriert sind sie obendrein. Im Gegensatz zum nortik scubi 1 muss man auch keine Luftschläuche in die Bootshaut einfädeln, sondern die Hülle liegt nach dem Auspacken fertig vor einem. Nun darauf achten, dass man die beiden Steven nicht verwechselt, das Gestänge hinein in die Hülle (was ohne großen Kraftaufwand vonstatten geht) und fertig ist das Gerippe. Schön auch, dass die beiden Sitze, ihre Halterungen und die Schenkelgurte bereits in der Bootshülle angebracht sind – noch eine Sache weniger, um die man sich kümmern muss. 

Nun braucht man nur noch die beiden Hochdruckschläuche auf jeder Seite aufzupumpen. Dabei sollte man darauf achten, dass der kleine Stift im jeweiligen Ventil auf der richtigen Stellung steht – sonst macht es nach dem Abziehen der Pumpe laut »pfffffffft«. Der empfohlene Betriebsdruck liegt bei 0,20 bar, 0,25 sind auch noch in Ordnung. Aber auch wenn der Aufbau erfreulich einfach und flott von der Hand geht, gilt folgender Tipp: vor dem ersten Mal die Gebrauchsanweisung gründlich durchlesen, das Aufbauvideo auf der Out Trade-Homepage anschauen (www.faltboot.de) und die Gestängeteile gemäß ihrer Position in der Bootshülle auslegen. Wenn man das Boot zwei, drei Mal aufgebaut hat, braucht man das alles nicht mehr – dann »steht« das scubi nach etwa einer Viertelstunde.

Fahrverhalten

Zurück zum Ammersee. Nun liegt es also aufgebaut vor uns, das scubi 2 XL, so wie es im Lieferumfang enthalten ist: also ohne Verdeck und mit zwei Sitzen. Mühelos verschwinden Zelt, Isomatten und Schlafsäcke im Bug, im Heck und in der Mitte des Bootes zwischen den beiden Sitzen. Wenn man eine dritte Person unterbringt, gibt es natürlich weniger Platz für das Gepäck – für eine Übernachtung auf dem Zeltplatz wird es dann etwas eng. Tipp: Wenn man ohne Verdeck/Spritzdecke paddelt, dringt immer etwas Wasser ins Boot ein, bei allen Kajaks. Beim scubi 2 XL mit seinem relativ ausgeprägten Kielsprung konzentriert sich dieses Wasser weitgehend in der Bootsmitte – Gepäck, das dort untergebracht wird, sollte also wasserdicht verpackt sein.

Die ersten Paddelschläge erzeugen ein erfreulich flottes Tempo. Natürlich ist man mit einem schlanken Seekajak schneller, aber das kann man auch nicht im Kofferraum transportieren. Der durch die Kielstangen »in die Bootshaut gedrückte« Kiel sorgt für hervorragenden Geradeauslauf. Übrigens, optional erhältlich ist ein weiteres Novum: eine zweiteilige Drop-Stitch Einlegematte, die den Boden komplett versteift, die Kielstruktur aber erhält. Das ist so einzigartig, dass es sogar patentiert wurde. Und wenn die beiden Paddler koordiniert handeln, erweist sich das Boot für seine 4,80 Meter Länge als erstaunlich wendig. Später am Tag kommt Wind auf, und mit ihm natürlich Wellen – was so weit geht, dass Gischt von den Wellenkämmen spritzt. Und auch jetzt fühlt man sich zwischen den dicken Schlauchwänden des scubi 2 XL zu keinem Zeitpunkt unsicher. Unbeirrt reitet das Boot über die Wellen, und auch wenn man mal parallel zu ihnen liegt, bekommt man nie das Gefühl, man könnte kippen.

Das scubi 2 XL kommt serienmäßig mit zwei Sitzen daher. Ein dritter für die Mittelposition ist optional erhältlich. Dieser ermöglicht es, das Boot alleine zu paddeln oder eben eine dritte Person mitzunehmen – in der Regel ein Kind, denn mit drei Erwachsenen dürfte es etwas eng werden zwischen den Schlauchwänden. Der Sitz kann so angebracht werden, dass das Kind in Fahrtrichtung sitzt, oder so, dass es nach hinten schaut und Blickkontakt zum im Heck sitzenden Paddler hat – was besonders bei kleineren Kindern wertvoll sein könnte.

Technische Daten

Länge: Länge: 480 cm

Breite: 90 cm

Cockpit: 325 x 48 cm

Gewicht: 19 kg

Max. Zuladung: 250 kg

Packmaß: 120x48x25 cm

Material Gestänge: Aluminium

Material Bootshaut: PVC/PU

Farben: rot/schwarz, blau/schwarz

Preis: 2099,- Euro

Infos: www.faltboot.de