Ausrüstung Vergleichstests

Auf die leichte Tour!

Kompakte Größe – und vor allem ein geringes Gewicht: Hier präsentieren wir eine Reihe Kajaks, die Wasserwanderern das Leben leichter machen. Und maximal 20 Kilogramm auf die Waage bringen.

In erster Linie Tagestouren. Oder auch einmal ein Wochenende. Das Ganze auf zahmen Flüssen, Seen oder auch mal in einer geschützten Meeresbucht. Spaziergänge auf dem Wasser eben. Wer darin den Schwerpunkt seines Paddlerlebens sieht (und das sind viele), der muss sich nicht plagen. Der braucht nicht unbedingt ein unzerstörbares Kajak aus PE, das Steinschläge so unbeeindruckt wegsteckt wie ein Schützenpanzer – das man aber erst einmal aufs Autodach bekommen muss. Oder ein Seekajak, das Kilometer frisst wie ein Sportwagen auf der Autobahn. Beides zusammengenommen bedeutet: Die Länge des Bootes kann kompakt und handlich sein, das Gewicht freundlich auch zu weniger athletischen Zeitgenossen.

Was das Gewicht betrifft, haben wir bei der Auswahl der Boote auf den kommenden Seiten eine Obergrenze von 20 Kilogramm gesetzt. Eine Hürde, die Kajaks aus PE in der Regel reißen – wenn auch viele von ihnen relativ knapp. Bei den Festbooten haben wir uns daher für Exemplare aus Composite-Materialien, Carbon oder ABS (bei Prijon PriLite genannt) entschieden. Die oben genannten Wasser-Spaziergänge sind mit allen diesen Booten eine Freude ohne viel Last. Wer aber mit ruppigen Bedingungen und Wildwasser rechnet oder tagelange Expeditionen mit großen Distanzen plant, sollte sich anderweitig umsehen.

Alternativen

Wer auf die Robustheit von PE Wert legt und dennoch ein handliches, halbwegs leichtes Kajak möchte, kann beispielsweise einen Blick auf die sogenannten Crossover-Kajaks werfen, auf den Pyranha Fusion II (23 Kilogramm), den Prijon Munga (24 Kilogramm) oder den Dagger Katana (23 Kilogramm), um nur drei zu nennen.

Und dann gibt es natürlich noch zwei weitere Bootsklassen, deren Vertreter oft unter der 20 Kilo-Gewichtsgrenze rangieren: die Luft- und die Faltboote. Für Wasserwanderer sind sie wunderbar geeignet, und die Modell-Auswahl ist riesig, so dass es überhaupt kein Problem ist, bei den einschlägigen Marken (nortik, Triton Advanced, Pakboats, Grabner, Gumotex, ExtaSea, Klepper, Itiwit etc.) sein persönliches Federgewicht zu finden. Bei den Festbooten der Wanderklasse ist das schon etwas schwieriger, und daher haben wir uns auf den folgenden Seiten auf sie beschränkt. Mit Ausnahme eines Origami-Kajaks, das ja auch irgendwie ein Festboot ist – nur eben faltbar.

Lettmann Starlight MV und LV

Mit nur 16,5 Kilogramm in der Vakuum-Carbon-Bauweise ist dieses Boot ein echtes Leichtgewicht – da ist es selbst für eher zierlich gebaute Paddler kein Kraftakt, das gute Stück auf den Dachgepäckträger des Autos zu bekommen. Angeboten wird das Star Light in zwei Größen: die LV-Variante für die Paddler-Gewichtsklasse zwischen Hänfling und Otto Normalverbraucher, MV für etwas größere Insassen.

Einen weiteren Pluspunkt erhält dieses Boot durch das phänomenale Fußstützen-System. Mitsamt der Steueranlage lassen sich die Fußstützen schnell und einfach auf die Körpergröße des Paddlers einstellen – ein Handgriff an einem kleinen Hebel und das ganze System rutscht auf einer Mittelschiene leichtgängig und stufenlos hin und her. Kein lästiges Ruckeln, keine Stellschrauben, keine Suche nach irgendwelchen Löchern. Auf der gleichen Schiene lässt sich auch der Sitz verstellen, so dass ein Fahrerwechsel von 1,60 auf 1,90 Meter Körpergröße in Nullkommanix erledigt ist. Das große Staufach im Heck (edel: die deckgleich gestaltete Ladeluke) und das optionale Tagesstaufach vor dem Cockpit bieten genug Platz für Tagestouren und Wochenendtrips. Und für ein bisschen mehr, wenn man sich in Sachen Gepäck etwas einschränkt. Vor allem dann, wenn man sich beim Kauf das optional zu habende Gepäcknetz gönnt.

Der Einstieg ins Cockpit fällt leicht – auch Zeitgenossen mit längeren Haxen. Und auch Anfängern, die durch die hohe Anfangs- und Endstabilität schnell in ihre Komfortzone versetzt werden. Direkt nach dem Einstieg zeigt sich der zweite Vorteil des geringen Gewichts: Das Boot kommt flott auf Geschwindigkeit, und es fällt nicht schwer, das Tempo lange und ermüdungsfrei beizubehalten. Spurtreu schnürt das Kajak auf seinem ausgeklügelten Unterschiff dahin und ist gleichzeitig so wendig, dass es auf engem Radius kurven kann – und das selbst ohne Einsatz der effizienten Steueranlage. 

Technische Daten

Lettmann Star Light

Material: VCS, LVS, DCS

Länge: 435 cm (LV), 444 cm (MV)

Breite: 60 cm (LV), 65,5 (MV)

Gewicht: ab 16,5 kg (VCS)

Tragfähigkeit: 130 kg (LV), 150 kg (MV)

Volumen: 365 l (LV), 395 l (MV)

Steueranlage: ja

Empf. Paddlergewicht: 50-100 kg (LV),

Preis: ab 2660,- Euro (VCS ab 4060,- Euro)

Infos: www.lettmann.de

Norse Heimdall und Idun

Erst seit ein paar Jahren gibt es die Norse-Kajaks auf dem deutschen Markt. Leitprinzip des norwegischen Herstellers: leichte Kajaks aus Glasfaser oder Karbon für einen erträglichen Preis. Die Spezialität von Norse sind eigentlich leichte und robuste Seekajaks, die den rauen Bedingungen der norwegischen Westküste gewachsen sind. Es gibt aber zumindest zwei Kajaks im Sortiment, die auch für Wanderpaddelei auf ruhigen Flüssen und Seen bestens geeignet sind.

Ein lupenreiner Tourer ist das Heimdall, ein kippstabiles, sicheres Boot für Tages- oder Wochenend-Touren von 430 Zentimetern Länge – und nur 20 Kilogramm Gewicht in der Carbon-Ausführung. Ausgestattet ist es allerdings wie ein »echtes« Seekajak, also mit kompletter Decksbeleinung und zwei komplett abgeschotteten Laderäumen. Auf dem Wasser erfreut das kompakte Boot dank seiner großen Sitzluke mit bequemem Ein- und Ausstieg, obendrein großer Manövrierfreude und gleichzeitig erfreulicher Spurtreue, die bei Verwendung der serienmäßigen Steueranlage noch verbessert wird. Ausgestattet mit gepolstertem Sitz und Rückenlehne, Gepäckleinen, Sicherheitsleinen sowie Front- und Heckabschottung (70 und 100 Liter) sowie decksgleichen Lukenabdeckungen.

Ein gutes Stück mehr in Richtung Seekajak-Liga rangiert das Idun – 55 Zentimeter länger und elf Zentimeter schmaler als das Heimdall, und somit noch spurtreuer und schneller unterwegs. Allerdings lässt sich auch mit dem Idun mühelos um die Windungen zahmer, nicht allzu kurviger Wanderflüsse wie der Altmühl kurven, und das Wasser von Seen durchschneidet man in diesem Flitzer mit großer Freude. Durch Verstärkungen im Kiel und an der Seite steckt das Boot auch mal ein paar Rempeleien mit Steinen weg. Stauraum gibt’s genug, auch für längere Unternehmungen: abgeschottete Laderäume in Bug und Heck, eine Tagesluke hinter dem Cockpit und noch eine davor für Kleinkram, den man besonders schnell zur Hand haben möchte. Einschränkung: Das Idun ist für relativ leichte Paddler geschaffen – voluminösere, gewichtigere Wanderpaddler sollten lieber zum Heimdall greifen.

Technische Daten

Norse Heimdall

Material: Carbon, Fiberglas

Länge: 430 cm

Breite: 65 cm

Gewicht: 20 kg (Carbon)

Tragfähigkeit: 145 kg

Volumen: 330 l

Steueranlage: ja

Empf. Paddlergewicht: 80-130 kg
Preis: ca. 2800,- Euro

Infos: www.norsekayaks.com

Technische Daten

Norse Idun

Material: Carbon, Fiberglas

Länge: 485 cm

Breite: 54 cm

Gewicht: ab 20 kg (Carbon)

Tragfähigkeit: 110 kg

Volumen: 274 l

Steueranlage: nein

Empf. Paddlergewicht: 45-80 kg

Preis: ca. 3400,- Euro (Carbon)

Infos: www.norsekayaks.com

Prijon PriLite Narva

Ein klassisches Tourenkajak mit geringem Gewicht – das stand auf dem Aufgabenzettel, als Prijon das Narva entwickelte. Erreicht wurde das durch die Verwendung von ABS-Material, bei dem Rosenheimer Hersteller PriLite genannt. Herausgekommen ist ein sportliches Wanderkajak mit ausgeprägten Kanten im Unterschiff und einem ausgeprägten Kiel, vor allem in Bug und Heck. Im Sitzbereich, der sich leicht hinter der Mitte befindet, weist das Boot eine relativ breite Basis auf. Davor befindet sich ein lang gezogener, schlanker, spitz zulaufender Bug. Die Resultate: Top-Geradeauslauf, flottes, müheloses Tempo, genug Agilität und Wendigkeit auch für etwas schmalere Wanderflüsse und eine hohe Anfangsstabilität, die auch Paddelnovizen das Einsteigen erleichtert und ihnen schnell ein sicheres Gefühl gibt.

Die Gewichtsersparnis wird beim Narva nicht nur durch das Material erreicht, sondern auch durch eine etwas reduzierte Ausstattung. So verfügt das Boot nur über einen abgeschotteten Laderaum im Heck. Auch eine Tagesluke fehlt, was sich allerdings günstig auf den Preis auswirkt. Außerdem kann man sie durch die optionale Top-Box ersetzen, die simpel und einfach mit der Gepäckspinne vor dem Cockpit befestigt wird (Kostenpunkt 62,- Euro).

Aber wie dem auch sei: Mit seinen 93 Litern Ladekapazität liegt auch mit dem Narva eine Wochenendtour im Bereich des Möglichen – zumal man weniger wasserscheue Gepäckstücke ja auch mal in den Fußraum stopfen kann. Und schließlich verfügt auch das Narva über eine solide Tourenkajak-Grundausstattung, mit der komfortablen Prijon-Tour-Sitzanlage mit verstellbarer Rückenlehne, einstellbaren Fußstützen und Steuervorbereitung.

Technische Daten

Prijon Prilite Narva

Material: ABS/PriLite

Länge: 407 cm

Breite: 62 cm

Gewicht: 19 kg

Zuladung: 115 kg

Volumen: 380 l

Steueranlage: optional

Paddlergewicht: 60-105 kg

Preis: 1998,- Euro

Infos: www.prijon.com

Prijon Vellamo

Beim Vellamo hat Prijon das Freizeitkajak-Konzept zu Ende gedacht – und macht den Besitzern dieses Bootes das Paddlerleben so leicht wie möglich, im direkten wie im übertragenen Sinn. Das fängt mit der kompakten (um nicht zu sagen kurzen) Länge von 330 Zentimetern an, geht weiter mit dem geringen Gewicht von 18 Kilogramm durch die Verwendung von ABS/PriLite-Material und endet bei einer riesigen Einsatzluke von 97 Zentimetern Länge, in die auch hüftsteife Zeitgenossen leicht hinein schlüpfen können. Das bemerkt man schon beim Handling an Land, ganz gleich, ob es darum geht, das Boot aufs Autodach zu heben oder eine Strecke um ein Wehr herum zu schleppen.

Auf dem Wasser fällt sofort die große Anfangsstabilität auf. Paddelnovizen fühlen sich in diesem Boot auf Anhieb so sicher wie im Fernsehsessel. Schnell deutlich wird natürlich auch, dass der Vellamo nicht gerade durch Rasanz glänzt. Kann er auch nicht bei der geringen Länge, will er auch nicht, muss er auch nicht – Freizeitkajaks sind nicht für die Stoppuhr geschaffen, sondern für gemütliche Spaziergänge auf dem Wasser. Den ausgeprägten Kanten im Unterschiff verdankt der Vellamo seine für einen Knirps dieser Länge überraschend gute Spurtreue, die große Wendigkeit bringt er schon von Natur aus mit.

Was das Revier betrifft, eignet sich der Vellamo für stehende Gewässer und zahme Wanderflüsse, die aber durchaus kurvig ausfallen dürfen. Ein wenig nicht allzu ruppigen Steinkontakt steckt der Rumpf schon mal weg, aber wer dauerhaft mit so etwas rechnet, sollte lieber zu einem PE-Kajak greifen. Mit seinen 90 Litern Stauraum ist der Vellamo für Tagestouren konzipiert. Mehr geht auch, aber dann muss ein Teil des Gepäcks möglicherweise anderweitig transportiert werden.

Technische Daten

Prijon Vellamo

Material: PriLite (ABS)

Länge: 330 cm

Breite: 69 cm

Gewicht: 18 kg

Tragfähigkeit: 115 kg

Volumen: 370 l

Steueranlage: nein

Empf. Paddlergewicht: 60-105 kg

Preis: 1877,- Euro (Carbon)

Infos: www.prijon.com

nortik fold

Origami-Kajaks sind keine Festboote. Schlauch-, Hybrid- oder Faltboote mit ihrer Mixtur aus Gestänge und Luftschläuchen sind sie aber auch nicht. Ihr Clou ist, dass sie aus einer einzigen Platte bestehen, die sich komplett im Origami-Stil in sich zusammen falten lässt. Auseinander gebaut kann man so ein Boot in einem hutschachtelgroßen Keller verstauen und auch im Kleinwagen problemlos transportieren. Im Bus zum Fluss? Auch kein Problem. Als Vertreter der »Origami-Klasse« sollen hier die nortik fold-Modelle 4.2 und 3.8 gelten.

Am Wasser angelangt, sind diese Boote in Minutenschnelle aufgebaut und einsatzbereit. Im KANU Magazin hieß es dazu schon kurz nach der Markteinführung im Jahr 2015: »Platte ausklappen, vier Spanten in Position bringen, Cockpitplatte einsetzen, Hülle oben zuklappen, Kederschienen aufschieben, Sitz eingurten – fertig! Beim Schließen der Bootshülle werden die Innereien des Bootes (Spanten, Cockpitplatte) automatisch arretiert. Nur ein »Wurfboot«,  das man einfach in die Luft schmeißen könnte und das als fertiges Kajak wieder herabfiele, wäre noch simpler aufzubauen!«

Auf dem Wasser fühlen sich die Folds wie Festboote an, ein Effekt, der dank ihrer Steifigkeit und der spitz zulaufenden Enden der Bootshülle zustande kommt. Der scharfe Bugsteven schneidet durchs Wasser wie das sprichwörtliche Messer durch die Butter, der Hecksteven sorgt für gute Führung und einen tadellosen Geradeauslauf. Selbst bei stärkerem Seitenwind bleiben die Folds kursstabil, und der Innenraum, der durch keinerlei Luftkammern eingeengt wird, fühlt sich angenehm geräumig an.

Und wo ist der Haken? Gibt eigentlich keinen, solange man an geschützten Küsten, auf Seen oder ausreichend tiefen Flüssen wasserwandert. Allzu viele Zusammenstöße mit Steinen, Ästen oder gar Eisenstangen im Wasser mag das Boot nicht sonderlich. Ansonsten ist die Materialmischung namens nortilen aber ein überaus widerstandsfähiger »Stoff« – und obendrein UV-resistent, kältestabil und so entworfen, dass er Fehlfaltungen und dauerhafte Schmutzbildung vermeidet.

Technische Daten

nortik fold 4.2 (3.8)

Material: nortilen

Länge: 420 cm (380 cm)

Breite: 64 cm (66 cm)

Gewicht: ca. 16 kg (ca. 14 kg)

Tragfähigkeit: 130 kg (115 kg)

Packmaß: 92 x 30 x 74 cm (90 x 28 x 70 cm)

Steueranlage: nein

Empf. Paddlergewicht: –

Preis: 1599,- Euro (1499,- Euro)

Infos: www.faltboot.de