Kaufberatung

Kaufberatung Tourenboote

Wasserwandern ist eine der schönsten Natursportarten und fast niemand, der jemals damit anfing, hört freiwillig wieder auf. Es sei denn, er hat ein Boot erwischt, das weder zu seiner Statur noch zu seine­m Stil passt. Bei der heutigen Vielfalt ist zum Glück für alle was dabe­i. KANU erteilt Orientierungshilfe im Dschungel der Touringkajaks. 

Touring meint Wandern und kann alles sein: eine sonntägliche Spazierfahrt auf dem Starnberger See von Biergarten zu Biergarten, sich ein paar selige Stunden die Isar hinabtreiben lassen oder mit kompletter Biwakausrüstung Korsika umrunden. Vor der Arbeit eine kurze Runde auf dem See zu drehen und zu erleben, wie die aufgehende Sonne durch den Morgennebel bricht, ist nicht die schlechteste Art, einen Tag zu beginnen. Solche Natur­eindrücke wirken lange nach. Tourenpaddeln ist nicht anstrengender als ein Ausflug mit dem Fahrrad, nur mit dem Unterschied, dass man auf Wasserwegen noch viel tiefer in die Natur eindringen kann. Man ist weit weg von Straße­n, vollen Parkplätzen und irgendwelchen Kassenhäuschen. 

Picknick-Cruiser versus Profi-Tourer
Tourentaugliche Kajaks gibt es schon ab einer Länge von knapp drei Metern. Diese Stummel können bereits gut geradeaus fahren und bieten genug Tragkraft und Fußraum für größere, schwere Fahrer. Durch ihre Kompaktheit bleiben Platzbedarf und Gewicht niedrig, der Dachtransport gelingt selbst auf Kleinwagen. An ihre Grenzen stoßen die kurzen Dinger, wenn es um Langstrecken geht oder man sie mit der Gepäckmenge einer einwöchigen Campingtour konfrontiert. Für Kurzstrecken nur mit Picknickbedarf beladen, sind sie hingegen die idealen Vehikel. Durch ihre flachen Böden und üppigen Breiten kommen sie dem Anfängerwunsch nach Kippstabilität sehr entgegen. Sie sind unkompliziert, preiswert und leicht, nur eines nicht: schnell! Sanfter kann der Einstieg in den Kajaksport nicht sein.

Mit jedem Zentimeter Länge legen die Boote an Tempo, Gepäckraum und Langstreckentauglichkeit zu, bis sie irgendwann in die nächste Liga aufsteigen, die der Stutz-Seekajaks. Ab einer Läng­e von 12 Fuß (= 366 cm) tauchen schon die ersten Tourenboote mit vollständiger, seekajakmäßiger Ausstattung auf. Dazu gehören zwei wasserdicht abgeschottete Gepäckabteile in Heck und Bug, die über ebenfalls wasserdicht verschließbare Ladeluken bequem von oben belade­n werden können. Bei Booten ohne Abschottungen sind die Stauräume nur über die Sitzluke zugänglich, was zu lästigen Verrenkungen zwingt und nur an Land möglich ist. Über Ladeluken ist im Bedarfsfall auch während der Fahrt ein Zugriff aufs Gepäck möglich, zumindest durch einen anderen Paddler der Gruppe. Eine zweifache Abschottung dient aber nicht nur dem Komfort beim Be- und Entladen, sondern hat auch sicherheitsrelevante Bedeutung: Im Fall­e einer Kenterung (mit Ausstieg) wird die Menge des eindringenden Wassers minimiert, da nur das Cockpit vollläuft. Dadurch bleibt das Boot horizontal im Wasser liegen, anstatt sich wie eine Boje senkrecht zu stellen, wie es Kajaks mit nur einer Abschottung zu tun pflegen. So fungieren diese beiden Räume nicht nur als Kofferraum, sondern auch als Auftriebskammer. Wer also nicht nur in Ufernähe bei Sonntags­wetter unterwegs sein will, sollte sich diese voll ausgestattete Variante eines Tourenkajaks überlegen, auch wenn sie etwas teurer ist und die Schottkammern dabei nicht als Gepäckfächer genutzt werden. 

Wildwandern mit Heckflosse 
Eine kleine, aber wichtige Nische wird von einer neuen Bootsspezies besetzt: den Wildwanderbooten. Der Einsatzbereich dieser Gattung ist ebenso breit wie bei den reinen Tourern, aber deutlich in Richtung Wildwasser verschoben. Besonders im Alpenraum ist diese Variante interessant. Sie bietet die für schnelle Alpenflüsse nötige Wendigkeit, eine wildwassertaugliche Innen­ausstattung mit Prallplatte, voll verstellbarer Sitzanlage inklusive Schenkelstützen, Hüft­fittings usw. Von Wildwasser­kajaks alten Stils (etwa Prijon Taifun) unterscheiden sie sich durch ein abgeschottetes Hinterschiff samt Ladeluke für den sicheren Transport des Übernachtungsgepäcks und vor allem durch ein­e ausfahrbare Heckflosse, die den Booten quasi wie auf Knopfdruck den nötigen Geradeauslauf für Fahrten auf stehendem Wasser beschert. Für alpenländische Verhältnisse ein ideales Konzept, um z. B. einen gepflegten Ausflug auf dem Sylvensteinsee mit einer anschließenden Isar­befahrung bis München zu verbinden.