Einzeltests

Prijon 2B

Beim neu konzipierten Wildwasser-Zweier Prijon 2B braucht man nicht lange um den heißen Brei herumreden. Das mächtige WW-Tandem überzeugt auf ganzer Linie, und von der Test-Crew gibt es ein (fast) uneingeschränktes Urteil: beide Daumen hoch! Im Prijon 2B sammelt man gerne Bonusmeilen, das fängt schon bei der komfortablen und guten Sitzanlage an. Im 2B sitzt man besser und entspannter als in manchem Urlaubs-Jet. Die soliden Aluminium-Prallplatten geben viel Halt, ebenso wie die leicht justierbaren und mit großem Verstellweg ausgestatteten 3-D-Schenkelstützen und die mit Ratschen verstellbaren Rückengurte. Wenn man mit kleinen Kindern paddelt, ist das 98 Euro teure Zusatz-Kit mit Sitzerhöhung und großer Prallplatten-Auflage jeden Cent wert. Damit bekommen auch kleine Crew-Mitglieder guten Kontakt zum Boot. Die Sitzauflage wird einfach in den Vordersitz geklemmt, daraus resultiert eine etwa acht Zentimeter höhere Sitzposition. Die Prallplatten-Auflage aus leichtem Schaum verringert die Beinfreiheit um gute zehn Zentimeter. Zusammen mit den gut proportionierten Schenkelstützen erhalten auch kleine Fahrer in der ohnehin etwas kompakter dimensionierten Frontluke einen sehr guten Halt und versinken nicht im Cockpit. Auf den Süllrand passen Standard-Spritzdecken, und sogar eine Keyhole-Spritzdecke ließ sich von Kinderhand gut öffnen. Einzig die Sitzbreite ist recht weit und lässt sich auch mit den Hüftfittings nicht ganz auf schmale Kinderhüften einstellen. Testpilot Jonathan (acht Jahre alt, 140 Zentimeter, 30 Kilogramm) war jedenfalls angetan: »Der Sitz ist bequem und passt richtig gut. Außerdem bin ich mit dem Boot ganz weit über dem Wasser und habe das Gefühl zu fliegen!« Was für Kinder recht ist, ist auch für kleinere Steuermänner im riesigen Cockpit im Heck nur billig. Da empfiehlt sich ebenfalls eine zwei bis drei Zentimeter starke Sitzauflage, um mehr Aktionsradius und Kontrolle über das wuchtige Schiff zu bekommen.

Mehrgenerationen-Boot

Auf dem Wasser punktet der Prijon 2B gleich mit den ersten Schlägen. Den Designern des 2B ist bei aller Größe und Gewicht eine harmonische Mischung aus Agilität und Sicherheit gelungen. Spurtreue und Wendigkeit sind sehr ausgewogen, wie es sich für ein WW-Kajak gehört. Zunächst muss man sich an die etwas geringere Anfangsstabilität gewöhnen, dafür zeigt sich der Prijon 2B deutlich wendiger und agiler auf der Kante als seine Konkurrenten. Das Boot ist gut austariert und getrimmt, selbst mit Leichtgewichten im Bug. Die Spitze ist schön hochgezogen, fährt gut über Walzen und Wellen hinweg. Kinder bleiben relativ trocken (absoluter Pluspunkt!). Trotz seiner Dimensionen (370 Zentimeter Länge, rund 500 Liter Volumen) ist der Prijon 2B äußerst vielseitig einsetzbar. Vom Kleinfluss über leichtes Wildwasser bis zum echten Kracher ist alles drin! Wenn es sein muss, hält der 2B sauber die Spur. Wen wundert’s – bei fast vier Meter Länge? Aber man bringt ihn auch überall um die Ecke, ordentlich Kielsprung macht‘s möglich. Getestet wurde der 2B auf Saalach, Gail, Möll, Koritnica und Soca auf unterschiedlichsten Gewässern. Egal ob offen-wuchtig oder eng verblockt, der 2B ist stets Herr der Lage und mit zwei aktiven Paddlern an Bord macht das Kajak auch richtig Spaß. Das Boot bombt über Walzen und Wellen hinweg und zieht toll in Kehrwasser. Dabei gibt es für den Hintermann eine gefühlte Beschleunigung wie im Kettenkarussell, wenn das Boot in ein starkes Kehrwasser einschlingt. Dafür bräuchte es eigentlich einen Warnhinweis: »Achtung, schert aus!« Man braucht zwar keinen Laster- oder Hängerführerschein für den Prijon 2B, aber durchaus Erfahrung und auch etwas Kraft, um das große Gefährt um die Ecken zu bringen. Denn für Wildwasser-Verhältnisse ist er mit seinen 500 Liter Volumen ein echter Schwertransporter.

Richtig schwerfällig ist der Prijon 2B aber nur an Land – und das buchstäblich. Ohne Wasser ist der PE-Riese wie ein gestrandeter Wal. Schwer, etwas weich und unbeweglich. Beim Laden braucht es eine gute Strategie, wenn das Boot zum Beispiel auf einem hochgelegenen VW-Bus-Dachträger landen soll. Starke und große Mitpaddler sind dabei immer willkommen! Längere Tragestrecken überstehen die Träger am besten mit dem Boot auf der Schulter. So geht es sich am »angenehmsten«, denn die Hüftpolster verteilen die Last recht gut auf die Schultern. Der stolze Preis von 1750 Euro ist auf jeden Fall eine gute Investition in die Zukunft. Mit dem 2B kann man Nachwuchs oder Anfängern Wildwasser auf stressfreie und relativ gefahrlose Weise schmackhaft machen, sofern der Kapitän sein Schiff unter Kontrolle hat. Es ist ein echtes Mehrgenerationen-Boot, nicht nur weil Eltern und Kinder an Bord vereint sind, sondern auch weil das HTP-Material von Prijon erfahrungsgemäß sehr langlebig ist. Dabei ist der Prijon 2B nicht nur ein Familien-Kajak. Jugendliche und Erwachsene finden im Vordersitz ebenso Platz wie kleine Kinder. Damit ist der robuste Prijon 2B genauso wertvoll für Paare, Freunde, Vereine, Bootsverleih und Kanuschulung.

FAZIT: Der Prijon 2B ist ein vielseitiger und zeitgemäß konzipierter WW-Zweier, der beim Paddeln Fahrspaß, Sicherheit und Komfort auf höchstem Niveau vereint.

Plus/Minus:

+ Fahrspaß

+ Vielseitigkeit

+ Robustheit

+ Kindersitz-Set

– Gewicht

 

Technische Daten

Länge: 372 cm

Breite: 69 cm

Volumen: 500 Liter

Lukengröße: 86 x 51 cm

Gewicht: 37 kg

Material: HTP-PE

Neospritzdeckengröße: Big

Farben: gelb, lemon, orange

Preis: 1750,- Euro

Kindersitz-Set: 98,- Euro

Info: www.prijon.com