Reise Welt

Amphibisches Abenteuer

Pack your raft and raft your pack: Die extrem leichten, auf ein minimales Packmaß reduzierbaren und in Nullkommanichts aufgebauten Packrafts eignen sich optimal für die Kombination aus Wandern und Paddeln.

Großes Foto Gabriel Gersch, Hersteller

Mit dem Packraft unterwegs zu sein liegt im Trend. Kein Wunder, umweltfreundliche Aktivitäten in der Natur treffen den Geist unserer Zeit. Loswandern, eine Etappe auf einem Gewässer zurücklegen, weiterwandern – das geht nur mit einem Packraft.

Was ist eigentlich ein Packraft?

Ein Packraft ist ein zwei bis drei Kilogramm leichtes, aber dennoch funktionales, robustes Rucksacksackboot. Eine weit über 100 Jahre alte Erfindung, die nun perfektioniert wurde. Im Packmaß nicht größer als ein kleines Zelt, aber voll wildwassertauglich. Neue Hightech-Materialien und moderne Konstruktionsmerkmale machen es möglich. Funktion ins Boot, Konventionen über Bord! Packrafts sind richtige Boote.

Philosophie

Wasser fasziniert die meisten Outdoor-Enthusiasten. Es ist elementarer Bestandteil vieler Landschaften und bildet immer natürliche Wege. Es kann eine Tour von markierten Pfaden befreien. Wenn nur dieses ganze Gerödel nicht wäre! Da sagen viele Wanderfreunde zu Recht: nein danke. Bergsport ist etwas anderes. In den Bergen will man unabhängig, frei und flexibel sein. Ein Boot ist dabei eher hinderlich. Ein Packraft kennt dieses Problem jedoch nicht.
Die Transportfähigkeit eröffnet dabei völlig neue Möglichkeiten zum Paddeln (z.B. auf Bergseen) und ermöglicht die Kombination von Gewässern, ohne ein Auto nachzuholen – und sei es mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist dies eine der umweltverträglichsten bzw. nachhaltigsten Reiseformen überhaupt.
Packrafting ist als Kombination aus Trekking und Paddeln alles andere als ein kurzlebiger Trend- oder Funsport. Packrafting ist ursprünglich Wildnispaddeln und hat sich dort entwickelt, wo der Bootstransport einerseits aufwändig ist, man andererseits ohne Boot aber nicht weit kommt, vornehmlich in Alaska. Expeditionen und Erstbefahrungen sind immer noch ein großer Bestandteil. Packrafting ist mittlerweile aber viel mehr als das, vor allem in Europa. Der Ansatz hat sich diversifiziert und kann heute alles sein, von der Querung eines Fjords bis zur Befahrung eines Wasserfalls. Charakeristisch bleibt jedoch die Verbindung mit anderen Aktivitäten, vornehmlich dem Wandern, aber auch dem Radfahren, dann sogar »Bikerafting« genannt. Die Portabilität, Vielseitigkeit und Verlässlichkeit definiert wo, wann und wie man paddelt völlig neu. Ob Wildwasser oder nicht, jede kombinierte Land-Wasser-Tour entspricht dem Kerngedanken.

Tourenideen

Dazu ein Beispiel. Wir sind im tschechischen Isergebirge unterwegs. Die Zeit der Schneeschmelze hat die Flüsse und Bäche gut gefüllt. Ein Dorado für die Wildwasserfahrer. Der Weg zum Einstieg der oberen Iser ist jedoch lang und nur zu Fuß machbar. Mit einer traditionellen Ausrüstung ist das undenkbar. Unsere Rucksäcke wiegen aber nicht mal zehn Kilogramm. Darin enthalten ist eine komplette Wassersport-Ausrüstung. Neben allen Sicherheitsartikeln und etwas Proviant besteht diese auch wieder aus dem »unsichtbaren« Boot. Wir freuen uns auf die Abfahrt. Entspannt mäandern wir im Hochmoor. Nach den großen Wiesen nimmt das Gefälle und damit die Schwierigkeit zu. Bei flotter Strömung paddeln wir mit voller Konzentration. Das Meistern der Herausforderung macht Spaß. Nach einer Hüttenübernachtung in Jizerka packen wir alles rasch zusammen und laufen knapp zwei Stunden über die Berge zurück zur Smedava, was das Landschafterlebnis nochmal bereichert. Zurück am Ausgangspunkt »by fair means« anzukommen, also ganz ohne Fahrzeuge, schafft Befriedigung. Wie Skitourengehen im Sommer!

Auch die große Karwendelrunde ist eine beliebte Packraftingtour. Los geht es in Innsbruck. Von hier paddelt man durchs Inntal bis Vomp, wandert dann durchs Vomperloch bis nach Hinterautal. Auf der Isar geht es schließlich flußab bis Scharnitz, um zu Fuß über die Eppzirlscharte nach Zirl zu kommen und abschließend zurück nach Innsbruck zu paddeln.

Den größten Nutzen bringt die Symbiose vor der Haustür. Dort, wo die Entdeckungen ausgereizt scheinen, haben sich neue Variationen ergeben. Der Alpenraum bietet eine Vielzahl von Kleinflüssen und spektakulären Bergkulissen. Was liegt näher als diese zu verbinden? Loisach, Isar und Lech sind alles kanusportliche Klassiker. In Verbindung mit einer Wanderung sind sie persönliches Neuland!

Neuland gibt es mit Packrafts aber auch ganz objektiv. Eine unserer Touren in Nordalbanien trug den Titel »Das Drin Quadrat«. Ziel war eine neue Verbindung des Komanstausees (ehemaliger Drin) mit seinen Zuflüssen in einem Viereck. Die südlichen Ausläufer der Albanischen Alpen werden hier in vier Seiten von Wasser eingerahmt, wie geschaffen für eine kombinierte Trekking- und Paddeltour. Die landschaftliche Vielfalt konnte kaum größer sein. Dazu ein waschechtes Abenteuer mit jeder Menge Ungewissheit, Spannung und Entdeckungen. Erstaunlich, welches Potential an touristisch Unerschlossenem Europa zu bieten hat: Bilder von Dörfern am Rande der Zeit, historischen Wegen, verlassenen Siedlungen und den wahren Schluchten des Balkan.

Fazit: Vielerlei solcher Touren sind in den Alpen denkbar. Vom Tagliamento in Norditalien bis ins zur Ammer bei München. Gefragt ist die eigene Kreativität und Phantasie. »Leave no trace« ist dabei zu einer der wichtigsten Grundregeln geworden. Auf dem Wasser ist das besonders einfach und nun auch in der Anreise möglich. Packrafting ist »clean paddling«.

Der Autor: Der gebürtige Leipziger Sven Schellin ist nicht nur Fachhändler und Entwickler von Packrafts und ultraleichter Wassersport-Ausrüstung, sondern betreibt mit Partner und Team auch einen entsprechenden Blog zum Thema. Als Pionier der Szene wurden alle Entwicklungen des letzten Jahrzehnts maßgeblich begleitet. Er und sein Partner Marc Kreinacker haben sich in Europa als erste der Nische gewidmet und damit maßgeblich dazu beigetragen, Packrafts in Europa salonfähig zu machen. Das Team hat etliche Innovationen unter der Marke Anfibio hervorgebracht, v.a. im Zubehör-Bereich, aber auch dem Ultralight-Segment der Packrafts.
Persönlich ist Sven der Überzeugung, dass die Idee einer Reise wichtiger ist als die Ausrüstung. Fahrräder, Boote und Rucksäcke sind nur die Werkzeuge für kreative Abenteuer, oftmals schon vor der Haustür. Aber auch weltweit ist der Outdoor-Fan unterwegs gewesen. Seine Unternehmungen führten ihn mit dem Faltboot durch die Malediven, mit Packraft nach Amerika, aber auch zu Fuß vom Balkan bis nach Norwegen.

Weiterführende Informationen:

Blog: www.packrafting.de
Informationen rund um das Thema Packrafting mit Tipps und Tricks, Touren und Berichten sowie persönlichen Erfahrungen zur Ausrüstung mit Rucksackbooten.

Shop:
www.packrafting-store.de
Rucksackboote und ultraleichte Wassersport-Ausrüstung für kombinierte Land-Wasser-Touren, kompetent und servicestark. Hier werden nicht nur Top-Packrafts vertrieben, hier wird auch selbst entwickelt und repariert und natürlich in jeder freien Minute selbst gepaddelt. 

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